Ausgekocht: Die Mannschaft muss nun ohne Holger Stromberg satt werden.

Es war eine lange Partnerschaft, die Spitzenkoch Holger Stromberg als kulinarische Versorgungsinstanz mit der deutschen Fußballnationalmannschaft verband. Wochenlang begleitete er Neuer, Lahm, Özil und die anderen zu den großen Turnieren, erstellte mit dem Betreuerstab individuelle Ernährungsratgeber für die Spieler und sorgte höchstselbst dafür, dass es ihnen in der Ferne nicht an genussvollem Essen mangelte. Vor Jahren verriet er mir mal im Interview einige besonders delikate Schmankerl, nur leider grätschte die Pressestelle des DFB dazwischen, und ich durfte die unterhaltsamsten Anekdoten für mich behalten.
Man fragt sich jetzt natürlich: warum dieser Abschied? Hatte Stromberg, der am nördlichen Rand des Ruhrgebiets aufwuchs, zu schlecht gekocht? Hatte er heimlich Details über einen Zaubertrank ausgeplaudert? Oder war Strombergs neue Riesenbrille im Look der 70er Jahre den Stil-Ikonen Bierhoff und Löw ein Dorn im Auge? Wohl nichts von alledem. Die anstrengenden Touren zu den Spielen und Turnieren waren dem Familienvater wohl auf Dauer zu zeitraubend. Schließlich hat er ja noch sein Cateringunternehmen in München zu leiten. Er bleibt aber Ernährungsberater beim DFB.
Zum Abschied drei meiner Lieblingssätze aus meinen Interviews mit ihm:
„Auch beim DFB gibt es Etats, die eingehalten werden müssen.“
„Am Spieltag gibt es klare Rituale. Da brauche ich nicht mit einem Octopussalat kommen.“
„Als Küchenchef in einem Münchener Restaurant wurde ich anfangs von Gästen lauthals angeranzt, wie ich denn nur so riesige Portionen servieren könnte. Es hatte den Leuten zwar geschmeckt, aber sie drohten, nicht wiederzukommen, wenn ich weiterhin solche Mengen auftischen würde.“

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