ResQ Club: Wie funktioniert die Rettung von Essen und Nahrungsmitteln?

Erst kürzlich berichtete der kompottsurfer über die Aktion niederländischer Künstler, die so genannter „Schadtiere“ im urbanen Lebensraum, wie Ratten, Füchse oder Krähen zu Essen verarbeiten. Tiere also, deren Kadaver ansonsten einfach verbrannt oder verscharrt würden.
Der Rettung von Nahrungsmitteln hat sich auch der ResQ Club verschrieben. Allerdings ist der Ansatz ein ganz anderer. ResQ ist der Dienst eines finnischen StartUps, der es einerseits den teilnehmenden Restaurants, Cafés und Hotels ermöglicht, überschüssige Gerichte und Lebensmittel dem sicheren Mülltod zu entreißen und sie statt dessen zum erniedrigten Mitnahmepreis noch verkaufen zu können und andererseits Konsumenten auffordert, eben diese Gerichte günstig zu erwerben. Das alles funktioniert mithilfe einer App, in der Verbraucher sehen können, wo in ihrer Nähe gerade Reste-Essen angeboten wird.
Soweit die Theorie. In der Praxis ist zu sehen, dass der so findige wie junge Dienst natürlich noch nicht überall richtig läuft. Dort, wo es läuft, wie in Amsterdam, sah der interessierte Konsument am gestrigen Samstagabend folgende Angebote:
Misosuppe (2 Euro)
Gegrillte Champignons gefüllt mit Mangold und Topinambur (2,50 Euro)
Erbesensuppe mit Bratwurst (2,50 Euro)
Scharfer Tunfisch Wrap (6,50 Euro)
Ossobuco Tagliatelle mit Karotten und Paprika (4 Euro)
Das sieht noch nicht danach aus, als beteiligten sich tatsächlich viele Restaurants mit „qualitativ hochwertigen“ Mitnahmeportionen an dem Projekt. Und sicher besteht auch die Gefahr, dass so mancher Gastronom auf dieser Welle mitreitet, um minderwertiges Essen zum üblichen Preis zu verkaufen. Frei nach dem Motto: Wenn Verbraucher eine bestimmte Biermarke bevorzugen, weil mit jeder Kiste ein bisschen Regenwald gerettet wird, dann sind sie auch mit dem Versprechen der Vermeidung von Nahrungsmittelvernichtung zu ködern.
Warum der kompottsurfer gerade bei einer so guten wie sinnvollen Idee genau dahin schaut, wo es Probleme geben könnte? Weil nirgendwo klar beantwortet wird, wie Qualitätssicherung betrieben wird und wie das Geschäftsmodell hinter der Idee funktioniert. Auch ein Beitrag im Green Alley-Netzwerk, wo der Gründer des Unternehmens zu Wort kommt, gibt keinen Aufschluss.
Keine Frage, der Wegwerfwahn bei Lebensmitteln hat vor allem in Deutschland erschreckende Ausmaße angenommen. Ideen, wie die des Res Q Clubs, zielen also genau in die richtige Richtung. Nur, was vor dem Hintergrund zahlloser Lebensmittelskandale nicht vergessen werden sollte: Es braucht auch Transparenz und Kontrollmechanismen, damit solche Projekte am Ende den Erfolg haben, den sie verdienen. Sollten nämlich eines Tages Gastronomen auffliegen, die den Kunden systematisch dubiose Nahrungsmittel untergeschoben haben, ist eine gute Idee schnell beerdigt.

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