Keine Sorge, das soll kein Grundssatzbeitrag zum Thema Alkohol und Doping im Sport werden. Okay, vielleicht doch ein bisschen. Alkohol steht immerhin auf der Dopingliste. Das Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) hat dazu ein paar lesenswerte Zeilen verfasst: „Unter Alkoholeinfluss kommt es bei den meisten Sportarten zu keiner Leistungssteigerung. Ausnahmen sind aber jene Sportarten, wo eine sympathische Erregung zu Leistungseinbußen führen kann. So ist z.B. beim Schießen in Sportarten wie Schießsport, Moderner Fünfkampf und Biathlon Alkohol verboten und Alkoholkontrollen können vorgenommen werden.“ Sympathische Erregung nimmt in diesem Fall Bezug auf das Vegetative Nervensystem, wo der Parasympathikus für das Beruhigen des Systems steht.
Den ersten Satz der Einlassungen des Instituts kann ich bedingt bestätigen. Meine Erfahrungen mit Sport unter Alkoholeinfluss waren unterschiedlich. Damals, vor Fußballspielen, ging das gar nicht. Heute ist das anders. Am Abend vor einem mehr als 24 Stunden langen Ultrarennen, das oft in den frühen Morgenstunden beginnt, hilft mir das eine oder andere Glas Wein dabei, in den Schlaf zu finden. Während der Alkohol am nächsten Tag schnell rausgelaufen ist, bleibt ein eventueller Schlafmangel über das ganze Rennen hinweg ein unliebsamer Begleiter. Da fällt die Entscheidung leicht, hicks. Vielleicht begegnet man deshalb so vielen Weinliebhabern in der Ultralaufszene. Einer der namhaftesten ist sogar selbst Winzer. Im Beaujolais. Er heißt François D’Haene, leitet die Domaine du Germain und gewann unter anderem legendäre Rennen wie den Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB) oder die Diagonale der Verrückten auf La Réunion. Warum ich überhaupt auf das Thema Wein und Laufen komme? Weil ich mich kürzlich für einen Ultratrailmarathon anmeldete und mir der Veranstalter persönlich ein paar Zeilen schrieb. Ich solle meine Laufschuhe nicht vergessen. Als ob ich jemals meine Laufschuhe vergessen hätte. Na ja, bis auf ein oder zweimal. Ich schrieb zurück, notfalls liefe ich barfuß. Darauf sendete er mir das Foto von einem Weinetikett mit Barfüßen drauf: barefoot wine. Und dann erinnerte ich mich an ein Etikett der Weine von François. So kam das.
Aber zurück zum Alkoholverbot. Und ein paar krausen Gedanken dazu. Schon mal überlegt, woher die Redewendung der hat sich weggeschossen stammt? Also ich vermute, es könnte mit einem Gespräch unter Athleten im Olympischen Dorf begonnen haben. Turin 2006 – die berüchtigten Dopingspiele in der berühmten Weinregion Piemont. Ein paar Biathleten und Snowboarder sitzen abends gemeinsam an einem Tisch in der Kantine und diskutieren die Festnahmen einiger österreichischer Athleten wegen des dringenden Verdachts von EPO-Doping. Weil Dopingmissbrauch in Italien schon damals ein gravierender Gesetzverstoß war (in Deutschland hat der Beschluss eines Gesetzes dazu bis 2016 gebraucht), rückte man gleich mit der Kavallerie im Mannschaftsquartier der Österreicher an. Wo sich die Snowboarder und die Biathleten nun gerade so schön unterhalten, bechern die Boarder eine paar Gläser Barbera del Monferrato. Die Biathleten dürfen nicht und winken ab. Dabei fällt die Formulierung „Wollt ihr uns abschießen?“ Derweil geben die Boarder zu, lieber Marihuana zu konsumieren, aber das dürfen sie nicht. 1998 bei den Olympischen Spielen von Nagano hatte ihr kanadischer Sportkollege Ross Rebagliati unter Einfluss von Marihuana Silber gewonnen, wie der Nachweis von THC in der anschließende Dopingprobe ergab. Eine Aberkennung der Medaille war aber nicht möglich, da THC noch nicht auf der Dopingliste stand. Erst daraufhin wurde die Substanz auf die Liste verbotener Mittel gesetzt.
Also hier dann mal meine aktuell liebsten Lieblingsetiketten: