Neulich entdeckte ich auf der Facebookseite eines Bekannten ein geheimnissvolles Foto. Darauf sind blau illuminierte Drehregler an einer verchromten Armaturenleiste zu sehen. Im Text gab es keine weiteren Erläuterungen, und ich kam zu dem Schluss, dass es sich wahrscheinlich um eine mächtige Musikanlage handeln wird, die der Kollege da anschmachtet oder in Besitz gebracht hat. Wenige Stunden später tauchte eine weitere Mitteilung in seiner Zeitleiste auf, und diesmal gab es auch Text: „… nur noch einmal schlafen.“ Ein Blick auf das beigefügte Foto machte mir sofort klar, dass ich mit der Musikanlage gründlich falsch gelegen hatte. Denn es ging hier um einen, Trommelwirbel: Grill. Das klingt profan, ist es aber nicht. Denn das Wort Grill ist reichlich untertrieben für ein Gerät, das einen Reinigungsroboter beherbergt, 5964 cm² Gesamtgrillfläche mit zehn Brennern aufweist, sowie eine doppelte Infrarotgrillvorrichtung an Bord hat, die Temperaturen bis 815 ° Celsius erzeugen kann.
So ein Spielzeug kostet die Kleinigkeit von rund 5.500 Euro, und ich verspürte den Drang gleich auszurechnen, wie viele Nackenkoteletts vom edlen Ibericoschwein ich für diesen Preis in meiner schnöden Eisenpfanne wohl braten könnte. Ich kam auf 1.100. Wenn ich also einmal die Woche für mich und ab und zu für Familie oder Freunde Ibericokotellets braten würde, käme ich auf geschätzt acht Jahre bester wöchentlicher Versorgung für mich und zwei weitere Personen.
Zugegeben, das ist eine sehr theoretische Herangehensweise. Niemand käme auf die Idee, jede Woche Ibericoschwein zu essen. Na ja, zumindest niemand außer mir. Aber wer so einen Supergrill hat, muss ja auch irgendwas drauflegen. Und dieses Irgendwas sollte eigentlich nicht irgendwas sein, sondern am besten der Qualität des Geräts entsprechen. Da wären Ibericokoteletts das mindeste. Wenn nicht gar öfter mal Wagyu Beef den Infrarotstrahler des Grills küssen sollte. Nun gehe ich mal davon aus, dass der Bekannte den Grill nicht mit Billigfleisch beleidigt, aber sicher gibt es eine Reihe Luxusgrillbesitzer, die es mit der Qualität des Grillguts nicht so genau nehmen und den Anschaffungspreis des Geräts durch den Einkauf von Billigschwein aus dem Supermarkt oder vom Discounter gegenfinanzieren.
Mit dem Thema Billigschwein für Grillwurst und Steak befasst sich die Titelstory des aktuellen stern („Fleisch um jeden Preis“). In den letzten Jahren hatte auch der kompottsurfer das Thema Billigfleisch immer mal wieder ins Visier genommen, weil man es als verantwortungsvoller Genussmensch nicht wegdrücken sollte. Das Magazin präsentiert aktuelle Zahlen zum Konsum, und die sind zum einmal tief Durchgrunzen: Im Schnitt vertilgt der Deutsche pro Jahr 36,2 kg Schwein, 12,5 kg Geflügel und 9,7 kg Rind und Kalb. Dazu kommen 1,7 kg Lamm, Wild usw.. Rechnet man die vier Prozent Vegetarier und Veganer Bevölkerungsanteil heraus, vertilgt ein durchschnittlicher Fleischesser pro Jahr also 62,6 kg Schwein, Rind und Co.. Finanzierbar wird das nur – ja, ich muss auch wieder an den Grill denken – weil so viel Billigfleisch auf dem Markt ist. Gerade in den Sommermonaten werben die großen Supermarktketten und Dicounter mit Wahnsinnspreisen. Fünf Euro für ein Kilo Schweinesteaks sind fast schon normal, nicht selten liegt der Preis auch noch darunter.
Wer wissen will, wie man gut und sicher Fleisch kauft – ja, die Sicherheit spielt auch eine Rolle, wie der kompottsurfer auch schon mehrmals berichtete – findet im stern einen hilfreichen Überblick, auch was die Bedeutung von Gütesiegeln angeht. Bevor man sich also dem Einkauf von frischem Gargut für den Luxusgrill widmet, kann ein Blick ins Heft nicht schaden.