Aus der Erfahrung mit der Vorstaffel ohne Tim Mälzer hab‘ ich mir die ersten beiden Sendetermine der aktuellen 5. Staffel geschenkt. Für mich gehört zu The Taste auch eine fette Portion frecher Sprüche – vor allem beim nicht sonderlich spannenden Nominierungskochen. Und da fehlen eben Mälzers Schmähkritiken, die Kreationen schon mal als „verfurztes Popcorngericht“ abservieren. Und Sprüche, wie die wahrscheinlich amüsanteste Einlassung der Sendungsgeschichte überhaupt: „Ente und Risotto macht man nicht? Wer sagt denn das? Die Entenpolizei?“
Die teilweise Angestrengtheit der Juroren schlägt leider auch auf die Kandidaten durch. Es ist so ein bisschen wie im Fußball, wo man die Typen mittlerweile mit der Lupe suchen muss, die neben ihren Fähigkeiten am Ball auch noch Eskapaden und coole Sprüche zu bieten haben. Alle so artig und zahm geworden. Eintracht Frankfurts einstiger Stürmer Jan-Aage Fjörtoft hat mal über seinen Trainer gesagt: „Ich weiß nicht, ob Felix Magath die Titanic gerettet hätte. Aber die Überlebenden wären auf jeden Fall topfit gewesen.“ Warum nicht mal so einen Spruch über Roland Trettl machen?
Von mir aus steinigt mich, aber könnten sie bei The Taste nicht auch noch nach Belustigungsfaktor casten? Nach dem Motto: Es zählt nicht nur der Geschmack, sondern auch der Unterhaltungswert? Schließlich ist das Geruchs- und Geschmacksfernsehen noch nicht verbreitet. Da brauche ich als Zuschauer mehr. Also ich ganz persönlich jedenfalls.
Ein paar Lichtblicke gab’s aber doch. Als Frank Rosin die Hose runterlässt, weil irgendwas mit der Tonübertragung nicht funktioniert, sagt Cornelia Poletto trocken: „Das tut mir jetzt leid für euch.“ Und Alexander Herrmann kommentiert einen Löffel mit dem Spruch: „Wenn nicht jetzt, Wan Tan.“ Ja, ich stehe auf derartige Flachwitze. Also, geht doch. Gerne mehr davon. Gefühlte fünf Stunden Sendezeit sind sonst nur schwer durchzuhalten.
Einige der eingespielten Musikschnipsel gefallen mir übrigens richtig gut. In dieser dritten Runde war es Puff Daddys und Jimmy Pages „Come with me“ aus dem legendären Godzilla-Soundtrack. Kurz danach sieht man Kandidat Christian mit einem so finsteren Blick, das man vermuten konnte, er wolle auf der Stelle irgendein Monster im Studio zur Strecke bringen. Dabei hat er nur den Worten des Gastjurors Hans Neuner gelauscht, der als Pflichtprodukte für die nächste Runde Seeigel, Jakobsmuschel und Taschenkrebs zur Auswahl gestellt hatte. Passte irgendwie.
In Sachen Quote sieht es noch etwas dürftig aus. Man ist mit 1,18 Mio Zuschauern noch reichlich weit von den Durchschnittswerten der Vorgängerstaffeln entfernt. Der Trend setzt sich fort, dass das Zuschauerinteresse über die Jahre nachgelassen hat. Von 1,98 Mio (2013) über 1,80 Mio (2014), 1,64 Mio (2015) und 1,68 Mio (2016) jetzt unter 1,2 Mio. Ein wenig besser sollte es in den nächsten Runden noch werden, sonst könnte der Sendung möglicherweise der Quotentod drohen. Und das wäre, trotz aller Kritik an dieser Stelle, jammerschade. Ich gehe jedenfalls als Vorbild voran und schalte bei den nächsten Runden wieder ein. Wer was verpasst hat, findet in der Mediathek noch was zum Aufwärmen.