Nein, es geht ausnahmsweise nicht um die wahrscheinlich grünste Banane der Welt, die das Satiremagazin Titanic kurz vor dem Fall der Mauer von der längst legendären Zonen-Gaby (hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag) auf dem Titel präsentieren ließ. Es geht um meine erste Banane, der ersten, an deren Verzehr ich mich erinnern kann. Und das ist jetzt sechs Monate her.
Meine Mutter berichtete mir zwar, dass ich als Kleinkind Bananen zuhauf vertilgt hätte, aber daran erinnere ich mich kaum noch. Sehr viel besser aber an einen Tag in meinem Leben als i-Dötzchen, als ich beim Genuss einer Banane kotzen musste. Seither habe ich keine dieser krummen Dinger mehr gegessen. Schon der Geruch bereitete mir Brechreiz. Wir wussten nicht, warum das so war, aber mein Bananenschicksal schien auf ewig besiegelt.
Nun wollte ich im Mai dieses Jahres zum dritten Mal versuchen, einen ganz besonderen Ultralauf über die Vulkanberge der Kanareninsel La Palma (ab min 6:30) ins Ziel zu bringen. Zweimal zuvor hatte ich es nur bis Rennkilometer 51 geschafft, war an der Hitze, den Anstiegen und den strengen Zwischenzeitvorgaben gescheitert. Vor dem dritten Versuch sagte ich mir: Wenn du dieses Mal ins 74 Kilometer entfernte Ziel kommen solltest, isst du eine Banane. Eine La-Palma-Banane, die zur Hauptmahlzeit an dem meisten Verpflegungsstellen unterwegs angeboten wird.
Bananen wachsen auf La Palma an jeder Ecke, nicht selten sogar direkt neben Weinreben. Die heimische Sorte heißt Dwarf Cavendish, benannt nach William Cavendish, dem 6. Duke of Devonshire, ein Politiker mit grünem Daumen, der Mitte des 19. Jahrhunderts auch zur wachsenden Popularität der Banane in Europa beitrug.
Als ich es dann tatsächlich ins Ziel der Veranstaltung schaffte, war klar, dass ich mich nun der nächsten großen Herausforderung zu stellen hatte: eine Banane essen. Ich tat das aber nicht sofort, sondern nahm eine frische Banane mit in die Heimat. Wohl wissend, dass mir andernfalls daheim niemand aus meinem Umfeld den Verzehr glauben würde. Und dann kam der Moment als ich die Banane schälte und tatsächlich aß. Das verblüffendste war für mich, dass die Banane ganz anders schmeckte als mich ihr Geruch befürchten ließ. Sie war geradezu fruchtig, und die Textur angenehm fest, kein Tubenmörtel ähnlicher Matsch wie bei den Standardbananen, die es in Deutschland zu kaufen gibt.
Und nun? Konvertierte ich zum Bananenfan? Nein, soweit kam es nicht, aber mir wurde mal wieder klar, wie viel Biodiversität ausmacht. Dass Banane nicht gleich Banane ist, genausowenig wie Tomate nicht gleich Tomate. Ähnlich erstaunlich finde ich, dass der Vorab-Ekel fehlte. War es, weil ich mich mental vorbereitet hatte und den Konsum mit einer Sache kombinierte, an die ich mich positiv erinnerte? Hatte ich mich am Ende selbst ausgetrickst? Wie auch immer, ich bin um eine kulinarische Erfahrung reicher. Vielleicht sollten wir viel öfter Lebensmittel ausprobieren, die wir längst mit dem Bann des Unverzehrbaren belegt haben.
…. um einen alten Spruch aus den Dritte-Welt-Läden für fairen Handel zu zitieren: „Wen macht die Banane krumm?“