Vorweihnachtszeit wird immer irrer: Sogar der kompottsurfer ist nicht mehr ganz bei Trost.

Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll – und damit fängt’s schon an. Es ist wie bei einer Allergie, die plötzlich auftaucht. Gerade noch symptomlos, wird man schon im nächsten Moment von einer extremen Überreaktion gepeinigt. So ist bei mir Ende letzter Woche die 2017er Weihnachtsallergie aufgetreten. Ziemlich früh, im Vergleich zum Vorjahr. Selbst Aufheiterungen, wie der im Supermarkt entdeckte Escortservice für den Weihnachtsmann (s. Foto), vermochten nichts dagegen auszurichten.

Ende September begann mein Körper erste Antikörper zu bilden, als in den Supermärkten Printen, Zimtsterne und Dominosteine die Regal enterten. Keinen Monat später wurde ich in ersten Werbemails bereits darauf hingewiesen,  am besten schon jetzt mit dem Kauf von Weihnachtsgeschenken anzufangen. Im November begannen einige Weinhändler und Winzer damit, ihre ohnehin schon inflationäre Werbepost mit Blick auf die Festtage zu intensivieren. Sogar per Telefon wurde ich wiederholt traktiert. Auf dem Wochenmarkt empfahl man mir dringend, doch bitte frühzeitig meine Vorbestellungen vorzunehmen.

Dazwischen, das immer längere, qualvolle Warten auf Pakete, die in irgendwelchen Paketzentren vor sich hin dümpelten, oder gar an den Originalempfänger, wie das in Postdeutsch heißt, also an mich, ausgeliefert worden waren, obwohl weder bei mir noch bei einem Nachbarn des Originalempfängers dieses Paket je abgegeben wurde. Der Overkill kam schließlich mit den im Dezember wuchernden Tipps für Weihnachtsmenüs. Jamie Oliver schickte mir Infos zu Jamie’s beautiful Christmas party menus, im stern präsentierte der geschätzte Kollege Gamerschlag ein Drei-Sterne-Menü, kreiert vom Hamburger Spitzenkoch Kevin Fehling, und schon jetzt kann ich den Braten riechen, den so manche Blogger zu Weihnachten ansetzen und welch‘ faszinierende 25-gängige Menüs sie wieder anrichten werden.

Ganz ehrlich: Das alles macht mich irre. Wen wundert es da noch, dass zu Weihnachten in so manchen Familien die Nerven derart blank liegen, dass man vor tieffliegenden Gänsen in Deckung gehen muss, die verkohlt aus dem Ofen kommen. Arbeiten, Geschenke kaufen, Menü vorbereiten – gerade ambitionierte Hobbyköche übernehmen sich zu Weihnachten oft, befeuert von all‘ den anderen, die ach‘ so flugs, so perfekt vorbereitet und vor allem total entspannt, die tollsten Sachen zubereiten. Alles gelogen! Nur Masochisten versuchen sich zu Weihnachten an einem Dreisternemenü mit Macarons zum Dessert. An Maracons scheitert selbst so mancher Profi. Und von der heiklen Einkaufslage vor Weihnachten in diesem Jahr, wo Heiligabend auf einem Sonntag liegt, will ich gar nicht erst anfangen. Spart euch die schwierigen Menüs für graue Wochenenden im Februar auf. Falls dann mal was daneben geht – na, wenn schon.

Was also tun, wenn man gut und stressfrei zu Weihnachten essen will?
1. Kochen lassen. Einige gute Restaurants haben über die Feiertage geöffnet. Rechtzeitig reservieren, und schon ist man komplett raus aus der hektischen Nummer.
2. Wer selbst kocht, sollte auf Bewährtes setzen. Routine macht die Arbeit leichter.
3. Gerichte auswählen, die sich gut ein bis zwei Tage vor den Feierlichkeiten vorbereiten lassen, ohne an Qualität einzubüßen.
4. Rechtzeitig einen Einkaufs- und Ablaufplan für alle Festtage machen.
5. So viel wie möglich delegieren.
6. Beim Kochen Genuss-Breaks einplanen. Pausen, in denen man sich etwas Gutes gönnt. Espresso mit Petit Fours oder ein Glas Champagner. Ach was: am besten gleich beides.
7. Rotweine rechtzeitig aus dem kalten Keller holen.

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