Was tun, zwischen den Jahren, fragte ich mich heute Vormittag. Die Haxen waren angeschlagen von einer vor Wochen erlittenen Trainingsverletzung, der Kopf hing noch voller Erinnerungen an gutes Essen und reichlich Trinken über die Feiertage. Und Zeit gab es im Überfluss. So kam ich kurzentschlossen auf die Idee, einen Ausflug an den nördlichen Rand des Ruhrgebiets zu machen und der Zentrale von Manufactum in Waltrop einen Besuch abzustatten.
Das Warenhaus der guten Dinge, so nennen es seine Gründer, ist eine Fundgrube für Leute mit einer Vorliebe für wertvolle Produkte, vor allem, wenn der Fokus auf handwerklich eindrucksvollen Kochgerätschaften und Lebensmittel liegt. Schon das Warenhaus selbst, verortet in mehreren Gebäuden der restaurierten Zeche Waltrop, ist eine Augenweide. Nach dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen ist der Gebäudekomplex das größte noch erhaltene Ensemble dieser Art im Ruhrgebiet. Von 1905 bis 1979 hatten hier zeitweilig bis zu 2.800 Kumpel Steinkohle gefördert und verkokst.
Für mich sind die Küchenabteilung der Haupthalle und der Warenladen Brot & Butter die Orte konsumenter Sehnsucht. Da nehme ich die bleischwere schmiedeeiserne Bratpfanne von Turk zur Hand und male mir aus, wie ich darin meine sonntäglichen Apfelpfannkuchen durch Hochwerfen wende. Einhändig nicht zu schaffen, ich bin ja nicht Wastl oder der unglaubliche Hulk. Viel vorsichtiger, mit geradezu spitzen Fingern, sehe ich mir die extrem dünnwandigen GBM-Bechergläser aus der Londoner Manufaktur LSA an. Gradliniges Design, großartige Haptik – wenn die Dinger wirklich spülmaschinenfest sind wie beschrieben, könnte man vielleicht mal vier davon mitnehmen. Bei einem Stückpreis von 4 Euro kein Risikokauf.
Aber ich war noch nicht bei den Lebensmitteln. Erst mal da gucken. Klar, dass es einige Senfsorten der Schwerter Senfmühle ins Angebot des Warenhauses geschafft haben, zumal die Mühle nur wenige Autobahnkilometer von hier entfernt liegt. Doch der Schwerter Senf hat Konkurrenz aus – ich kann nix dafür, der Ort heißt wirklich so – Fickmühlen. Das liegt bei Bad Bederkesa. Okay, ich musste auch erst bei Google Maps nachsehen in welchem Landesteil der Republik man Orten solche Namen gibt und bin in Niedersachsen fündig geworden, südlich von Cuxhaven. Im Rittergut Valenbrook produziert man Chutneys und Senf, der im Gegensatz zum Schwerter allerdings mit diversen Süßungsmitteln und Gewürzaromen rund gemacht wird. Für mich Grund genug, dem Schwerter die Treue zu halten.
Bei den Bückwaren entdecke ich im nächsten Moment diverse getrocknete Hülsenfrüchte. Allen voran ein kleines Päckchen mit so genannten Trasimeno erregt mein Interesse. Nie von diesen Dingern gehört, aber ich hab‘ Netz. Fix gegoogelt, und siehe da, es handelt sich um eine extrem seltene Variation kleiner bunter Bohnen aus Umbrien mit hohen Anteilen Protein, Eisen und Calcium. Beim Preis muss ich allerdings schlucken. Knapp 10 Euro für 250 g sind allerhöchstes Hülsenfrüchteniveau. Dagegen sind die edlen Puy-Linsen von La Ponote mit (3 Euro / 250 g) geradezu ein Schnäppchen. Aber gut, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes auch weniger rar gesät.
Schließlich gehe ich noch rüber in den Brot&Butter-Raum, wo es – man mag es ahnen – nicht nur Brot und Butter gibt. Klassiker ist das Sauerteigbrot, gebacken im Tuffsteinofen. Tuffstein besteht im Wesentlichen aus vulkanischem Eruptionsgestein. Das von Natur aus sehr poröse Gestein eignet sich hervorragend für das Backen von Brot, das hier mit unglaublich knirschiger Kruste aus dem Ofen kommt. Da muss man schon kraftvoll zubeißen können, aber es lohnt sich. Diverse Buttersorten, unter anderem aus Rohmilch, sowie jede Menge Sorten Speck, Wurst und Käse machen planvolles Einkaufen in dieser Abteilung zur Höchstschwierigkeit. Dringende Empfehlung: Auf keinen Fall hungrig reinkommen, sonst kommt man pleite wieder raus.