Was bei der Messe ProWein am meisten Freude bringt sind die Entdeckungen. Unbekannte, persönlich noch nicht erschlossene Weinregionen, junge Winzertalente, neue Rebsorten. Davon gibt es mehr als genug im Rahmen einer Veranstaltung mit fast 7.ooo internationalen Ausstellern (siehe auch Teil I).
In meinem Messeprogramm gesetzt ist immer der Besuch eines Weinguts, das im vergangenen Jahr beim rewirpower-Weintest zu den besten zählte. Im Herbst 2017 sorgte das Weingut Landerer für Furore, weil es gleich mit zwei Weinen einen Podestplatz schaffte. Es war ein angenehmer Besuch am Stand, der mit einer für mich sehr erheiternden Entdeckung endete: Das Weingut Landerer (Baden) bringt doch tatsächlich Weine aus der Lage Henkenberg auf die Flasche. Der Henkenberg ist die höchste natürliche Erhebung meiner Heimatstadt Bochum und ist eines meiner liebsten Trainingsreviere, wenn es darum geht, mich für Ultramarathons im Hochgebirge in Form zu bringen. Gute Form hatte auch der 2015er Spätburgunder Henkenberg Trocken, den ich probierte. In der Nase Noten von Kirsche, Zwetschge, etwas Cassis und angenehm frische Säure. Obwohl der Wein noch nicht so lang auf der Flasche ist, machte er schon richtig Spaß. Da das von mir sehr geschätzte Weingut Salwey ebenfalls Rebstöcke in der Lage Henkenberg hat, und auch die Winzergenossenschaft Oberrottweil, werde ich vielleicht mal eine Henkenberghorizontale machen. Wo ich doch sonst immer vertikal am Henkenberg unterwegs bin.
Aber zurück zur Südpfalz. Da entdeckte ich im Kreis der Generation Riesling, Hendrik Schweder vom Weingut Schweder in Hochstadt. Die Generation Riesling ist ein Verbund von Jungwinzern bis 35 Jahren – ins Leben gerufen vom Deutschen Weininstitut – das Jahr für Jahr zehn von ihnen (insgesamt hat die Generation Riesling 580 Mitglieder) Gelegenheit gibt, ihre Weine auf der ProWein zu präsentieren. Voraussetzung ist, dass sie eine aktuelle Kollektion vorweisen können, die herausragt. Hendrik Schweders Weine taten genau das und überzeugten bei der Landesweinprämierung im vergangenen Oktober.
Im Gespräch macht Hendrik Schweder sofort den Eindruck eines Jungwinzers, der eine klare Vorstellung davon hat, welche Art von Wein er machen möchte. Möglichst wenig Eingriffe in das Ökosystem Weinberg nimmt er vor, überlässt aber beim Gärungsprozess nicht alles dem Zufall. So setzt er zwar Weinberghefen ein, steuert aber gegebenenfalls mit Reinzuchthefen nach, wenn’s sein muss. Wirklich Spaß gemacht hat sein unfiltrierter Spätburgunder, der im Glas zwar eine gewöhnungsbedürftige farbliche Trübung zeigte, in der Nase und am Gaumen aber mit einer vielschichtigen Aromatik verzaubern konnte. Mir hat gefallen, dass er bei allem Engagement für Terroir und Authentizität nicht den Eindruck eines Dogmatikers macht sondern offen ist für Neues. So präsentierte er mir einen Roten aus einer neu gezüchteten Rebsorte, um die er sich gemeinsam mit einigen anderen Winzern kümmert und deren geringe Ertragsmenge in nur wenigen Großflaschen abgefüllt wird. Mal sehen, was daraus wird.
In Sachen Marketing fällt ihm auch was ein. So heißen einige seiner Weine Alter Schwede oder Only for best friends. Die meisten mit dem Thema Weinvermarktung befassten Agenturen würde das auch nicht besser hinbekommen. Das gesparte Geld kann er also direkt ins Produkt stecken. Und das macht er auch.
Seine Kollektion umfasst überwiegend filtrierte Weine, die zur Zeit noch zu einem wahrhaft barmherzigen Preis zu haben sind.