Dem aufmerksamen Leser wird das Fehlen von Südafrika in meinem bisherigen ProWein2018-Rückblick nicht entgangen sein. Hat ein bisschen gedauert, weil, ja weil … ich war Ostereier suchen. Aber jetzt berichte ich gerne von meiner Begeisterung für südafrikanische Weine, die schon eine Weile anhält und auf der ProWein, dank Melanie und Martina von Geradeaus Kommunikation, weiter angeheizt wurde. Grund dafür ist das von den beiden eingefädelte Zusammentreffen mit Hein Koegelenberg CEO von La Motte Wine Estate. Mein Interesse für südafrikanische Weine war über die Jahre durch ein anhaltend überragendes Preis-Leistungsverhältnis gewachsen, das Rote wie Weiße vom Kap so liebenswürdig machen. Stellvertretend fallen mir da Weingut Kaapzicht, Allesverloren, Mullineux & Leeuw, The Sadie Family und Laibach ein.
Mit La Motte hatte ich noch keine Bekanntschaft machen können, was sich als Versäumnis herausstellte als ich mit Hein Koegelenberg zusammentraf und mit ihm eine Auswahl seiner Weine probierte. Das Weingut liegt im Franschhoek Valley, in der Gemeinde Stellenbosch, Distrikt Cape Winelands. Es beherbergt ein überregional bekanntes Restaurant sowie eine Museum. Erstaunlich, wie filigran und strukturiert sich die Weine präsentierten. Wer südafrikanische Weine gedanklich als Alkoholbomben abgespeichert hat, muss spätestens beim Genuss der Kollektion von La Motte umdenken. Die Weine sind allesamt zurückhaltend im Alkohol, bieten guten Trinkfluss und eine Mineralik, die verfängt. Hein Koegelenberg verriet mir, mit welcher Strategie sie an die Bewirtschaftung der Rebflächen herangehen. Exakte Bodenanalysen sowie die Berücksichtigung des Mikroklimas bilden die Basis für die Anbaustrategie. Reben und Böden müssen bestmöglich miteinander harmonieren können, um außergewöhnliche Terroir-Weine entstehen zu lassen. Bevor man irgendwo neu bestockt oder Anbaufläche kauft, wird ganz genau hingeschaut.
Syrah, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Co. stehen also genau da, wo sie hingehören. Selten habe ich einen so mineralischen Sauvignon Blanc getrunken wie den 2017er von La Motte, was umso erstaunlicher ist angesichts seiner Jugend. Zu meinen absoluten Favoriten zählte der 2015 Pierneef Syrah Viognier, eine spannende Cuvée mit pfeffrigen und floralen Noten, dezenter Holzwürze, einer guten Struktur und einem Finale, das erfreulich lange anhält. Mit 13,5 Vol% Alkohol bei nur 3 g/l Restzucker ist der Pierneef ein anspruchsvoller Wein der als Solist Spaß macht, gleichwohl sehr gut als Speisenbegleiter taugt.
Ich hatte über die gesamte Kollektion von La Motte gesehen überhaupt nicht Eindruck, es mit einer international austauschbaren Stilistik für einen Massenmarkt zu tun zu haben. Und doch sind die Weine nicht so kompliziert, dass nur Freaks ihre Freude daran haben können. Im Gegenteil, sie sind ungemein trinkig.