Wir wissen, es gibt einen meteorologischen Herbstanfang, einen botanischen und einen kalenderischen. Nur der Begriff des kulinarischen Herbstanfangs wurde noch nicht geprägt. Was im übrigen auch für den kulinarischen Frühlings-, Sommer- und Winteranfang gilt. Für jede Jahreszeit gibt es Gemüse oder Obst, das uns den Wechsel schmackhaft machen kann, vorausgesetzt wir haben eine Antenne für sowas. Der kompottsurfer hat eine.
Wenn es allerdings um den kulinarischen Herbstanfang geht, das muss ich zugeben, zögere ich dessen Einläutung so weit wie möglich hinaus. In diesem Jahr war das genauso. Vielleicht, weil ich mir einbilden möchte, es sei irgendwie noch Sommer.
Heute gab es nun kein zurück mehr. Weil mir am Donnerstag im Bioladen perfekt bemaßte Hokkaidos zuraunten: „Los, kauf mich! Ist längst Herbst, du Ignorant!“ machte ich heute eine Kürbistortilla. Und die geht so:
Zutaten: 1 Hokkaido-Kürbis (ca. 1 kg), 10 Bio-Eier, 4 mittelgroße rote Zwiebeln, 100 ml frische Vollmilch, 150 g durchwachsenen Speck( gewürfelt), 125 g frisch geriebener Gruyère, 125 ml Tomatensugo, 1 TL gemörserte Macisblüte (ersatzweise etwas gericbene Muskatnuss, 3 EL Balsamico, Salz , Schwarzer Pfeffer aus der Mühle, Olivenöl, Butterschmalz, Zitronensaft.
Zubereitung: Backofen auf 150° C. vorheizen. Zwiebeln pellen, vierteln und den Strunk entfernen. Bei mittlerer Hitze auf dem Herd zugedeckt in etwas Olivenöl anbraten, Balsamico angießen und ca. 30 Minuten schmoren. Darauf achten, dass die Zwiebeln beim Anbraten angebräunt aber nicht angeschwärzt werden. Ist eine Gratwanderung, bei der es darum geht, Röstaromen ohne Bitternote zu erhalten. In der Zwischenzeit Kürbis gründlich abwaschen, abtrocknen und schorfige Stellen der Schale entfernen. Halbieren und Kerngehäuse mit einem Löffel entnehmen, darunter liegenden Gehäuseschmodder auskratzen. Kürbis zuerst in sichelmondige Scheiben schneiden, diese anschließend grob würfeln (ca. 3-4 cm Kantenlänge). Nicht verzweifeln, wenn die Kanten ungleichmäßig werden. Misst keiner nach, das Machwerk. Kürbiswürfel mit Butterschmalz in einer großen Pfanne wie Bratkartoffeln zubereiten. Anschließend mit Salz, Pfeffer und ein paar Spritzern Zitronensaft würzen.
Während der Bratzeit des Kürbis‘ den gewürfelten Speck in ausgelassener Speckschwarte anbraten. Eier und Milch zu einer homogenen Masse verrühren und mit einem gestrichenen TL Salz und Macisblüte oder Muskatnuss würzen. Alle Zutaten, inklusive Käse und Tomatensugo, schichtweise in eine mit Butterschmalz ausgestrichene Auflaufform geben und ca. 30 Minuten im Ofen garen bis die Eimasse komplett gestockt und die Tortilla fest geworden ist. Herausnehmen und mit einigen Minuten Abstand servieren, weil die Kürbesstückchen sehr gut Hitze speichern können. Dazu am besten einen Feldsalat mit einem Dressing aus Kürbiskernöl servieren. Als Wein passt zum Beispiel der 2017er Gewürztraminer Dürkheimer Nonnengarten aus dem Probierpaket unseres aktuellen rewirpower-Weintests.