Der 16. rewirpower-Weintest ist ein paar Wochen vorbei, die Probierpakete mit den Siegern sind zusammengestellt, und wie jedes Jahr werde ich von unterschiedlichen Leuten gefragt, ob denn die Fachhändler mit ihrer Weinauswahl – gleiches Qualitätsniveau vorausgesetzt – nicht deutlich teurer seien als die Discounter, deren Angebote in den letzten Jahren, das ist unbestritten, besser und besser geworden sind.
Ich hole dann gerne etwas aus, wie das so meine Art ist. Und verweise auf meine Ursprungsidee zum rewirpower-Weintest. Es beginnt damit, zu erklären, dass wir aus einem schier unerschöpflichen Reservoir Roter und Weißer die ganz besonderen Tropfen herauspicken wollen. Weine aus einem für viele Konsumenten erschwinglichen Preissegment, die aktuell besonders hohen Trinkgenuss bieten. Die Vorauswahl treffen Fachhändler aus der Region. Sie suchen aus ihrem Angebot Weine unter 8 Euro Verkaufspreis heraus, denen sie gute Chancen einräumen, unsere kritische Expertenjury zu überzeugen. Seit 15 Jahren stellen wir die besten drei Roten und Weißen zu einem Probierpaket zusammen, das online bestellt, aber nur vor Ort beim beteiligten Fachhändler abgeholt werden kann. Warum das so ist, hat mit der Ursprungsidee zu tun. Nämlich, es auch Einsteigern leichter zu machen, Weine nach ihrem Geschmack zu finden, was mit dem Probierpaket schon recht gut funktioniert. Langfristig betrachtet aber noch besser ist, wenn man seine Weine eben nicht hauptsächlich im Supermarkt sondern beim regional ansässigen Fachhändler kauft. Wo probiert werden kann und kundig beraten wird. Diesen Weg zu ebnen, auch dafür ist der rewirpower-Weintest gedacht. Die Idee mit den Probierpaketen haben längst auch große Zeitungen und Magazine übernommen. Vollkommen uneitel könnten wir sagen: Oft kopiert, nie erreicht.
Als wir die Idee 2003 in die Tat umsetzen, war das Ganze noch ein Projekt mit ungewissem Ausgang. Und eine große Herausforderung. Nicht zuletzt organisatorisch. Man bringe die Weine von sechs Fachhändlern aus dem Ruhrgebiet und Umgebung in eine Kiste und stelle sicher, dass auch an jedem Abholort die nötige Anzahl Vorbestellungen abrufbereit ist. Was bis heute tatsächlich unerreicht ist bleibt der Umstand, dass da ein Expertenteam Jahr für Jahr vorausgewählte Fachhändlerweine in einer Blindverkostung auf ihren Genusswert prüft und aus den besten davon eine Probierkiste zusammenstellt. Da spielt eben nur geprüfte Qualität eine Rolle und keine Verkaufsstrategie, irgendwelche überschüssigen Bestände unterzubringen.
Nun steht aber immer noch die Frage im Raum, ob Weine beim Discounter grundsätzlich günstiger zu haben sind als beim Fachhändler. Ganz unabhängig vom Umstand, dass man bei Letzterem probieren kann. Kürzlich machte ich – und das zum wiederholten Mal – die Erfahrung, dass der gleiche Wein beim Fachhändler günstiger ist als beim Discounter. Namen tun nichts zur Sache. Aber es ging um die Liebfraumilch des Pfälzer Weinguts Hammel. Eine restsüß ausgebaute Weißweincuvée aus 2017, die beim Fachhändler 5,95 Euro kostete und bei einem namhaften Discounter zeitgleich für 6,99 Euro im Regal stand. Das sind stattliche 17% mehr.
Und die Moral von der Geschicht? Unschlagbar günstig ist das nicht.