Das beste Essen fürs Büro.

Nicht jeder Berufstätige kann in der Mittagspause eine Kantine oder Mensa aufsuchen, erst recht keine gute. Anfang der 1990er Jahre habe ich mal einen umfangreichen Kantinentest im Ruhrgebiet gemacht und war schockiert, was da alles auf die Teller geschaufelt wurde. In den Folgejahren machte ich immer wieder Stipvisiten, fand gelegentlich ein paar Leckerbissen, aber zumeist Essen zum Vergessen vor.

Der geschätzte Kollege Jürgen Dollase pflegte auf faz.net mal ein aufschlussreiches Blogseminar über Mensaküche. Wer wissen will, womit es der gemeine Mittagesser an der Uni zu tun bekommt, schaut einfach mal rein bei Dollase vs. Mensa.

Nun sind Berufstätige keinesfalls gezwungen in der Kantine zu essen oder die Mittagszeit mit dem Gang zur nahe gelegenen Imbissbude oder Stadtbäckerei zu verplempern. Man könnte sein Essen nämlich auch von Zuhause mitbringen. Der Klassiker und absolut unterschätzt: das Butterbrot. Bianca Killmann hat dazu vor Jahren mal ein wunderbares Rezeptbuch geschrieben, das mit seinen 55 Ideen uneingeschränkt frisch geblieben ist: Die Schnitte. Meine Favoriten sind das vermeintlich simple Hasenbrot mit Kalbsleberwurst und Gurke, wobei ich – ganz persönlich – noch eine Spur Honigsenf aus der Schwerter Senfmühle auftragen würde. Bringt den Extrakick.

Hasenbrot werden die meisten Leser nur noch aus negativem Erinnern kennen. Es waren die Pausenstullen, die man als Kind in der Schule zu essen vergaß, weil irgendein Kumpel Schokoriegel verteilt hatte. Entweder hatten dessen Eltern es nicht auf die Reihe gebracht, dem Nachwuchs ordnungsgemäß Brote zu schmieren oder dieser trachtete danach mit dem Süßzeug Freundschaften zu erkaufen. Wie auch immer, diese Brote mussten dann abends gegessen werden. Es sei denn, die Dinger hatten schon Tage im Tornister zugebracht und produzierten bereits Ausgasungen, die über kurz oder lang den Kampfmittelräumdienst auf den Plan rufen mussten. Da war Mama gnädig und verschonte den Spross mit Hasenbrot essen, jedenfalls bei uns daheim. Wie Bianca in ihrem Buch aber ganz richtig schreibt, hatte Hasenbrot über lange Zeit einen durchaus positiven Ruf. Denn als unsere nahen Vorfahren noch nicht im Nahrungsmittelüberfluss lebten, waren Hasenbrote die Wurststullen, die der Herr Papa unvertilgt von der Arbeit heimbrachte. Derartig großartigen Stoff gab es für den Nachwuchs nämlich unter der Woche in der Regel nicht. Hasenbrote konnten also durchaus ein Alltagsfestessen sein.

Und was gäbe es noch außer Brot? Als Jugendlicher arbeitete ich in den Ferien zum Geldverdienen in einer Aluminiumfabrik. Dort lernte ich einige Kollegen aus dem türkischen und kurdischen Kulturkreis kennen. Was die in der Mittagspause auspackten, verschlug mir ein ums andere Mal die Sprache: Börek in verschiedenen Varianten, Humus, Şakşuka, Yaprak Sama – und das ist nur, was mir auf die Schnelle einfällt. Jeden Tag Festessen, so empfand ich das. Und jeden Tag luden sie mich ein, davon zu probieren. Ich war zu höflich und zu gierig abzulehnen.

Mit Ausnahme einiger Stullenvarianten eignet sich zum Mitnehmen im Grunde alles, was am Abend zuvor vorbereitet und am nächsten Tag kalt oder in der Büromikrowelle (so es eine gibt) aufgewärmt gegessen werden kann. Frikadellen zum Beispiel, ganz besonders Couscous mit diversem Gemüse, Kartoffel- oder Nudelsalat, wenn Kohlenhydrate gebraucht werden. Im Sommer Gazpacho oder Gurkensuppe. Auch Reste vom Abendessen können zum Mitnehmen taugen. Das einzige, was es für all‘ das braucht ist ein bisschen Planung, die man am besten am Freitag für die Folgewoche macht. So kann man noch vor dem Wochenende einiges Einkaufen und ist zumindest mal für Montag und Dienstag gut aufgestellt. Probieren Sie’s mal.

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