Wenn es um die Kennzeichnung von Nahrungsmitteln geht, hat der Verbraucher vor allem eins vor Augen: die Lebensmittelampel. Jahrelang diskutiert und heiß umstritten (der kompottsurfer berichtete u.a. hier und hier). Nun rückt im Rahmen der Klimadebatte ein anderer Aspekt für eine mögliche Kennzeichnungspflicht in den Blickpunkt: ein CO2-Label.
Dänemark ist schon seit einigen Jahren für besonderes Engagement bei Lebensmittelsicherheit und Umweltschutz bekannt. Nun will unser Nachbar im Norden bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln vorangehen und deren jeweiligen CO2-Emissionsgrad als Verbraucherinformation aufs Etikett bringen. Wie das vonstatten gehen soll, darüber sind noch keine Details bekannt. Die viel wichtigere Frage aber stellt sich nach der Sinnhaftigkeit des Vorhabens. Fakt ist: Etwa ein Viertel aller Gesamtemissionen weltweit hängen mit unserer Ernährung zusammen. Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz geht davon aus, dass „die Ernährung jährlich mit rund 1,75 Tonnen an klimarelevanten Emissionen pro Person zu den Treibhausgasemissionen durch privaten Konsum“ beiträgt und damit „fast in derselben Größenordnung wie bei den Emissionen durch Mobilität in Deutschland“ liegt.
Es ergibt also Sinn, bei der Ernährung nicht nur Nährwerte und heikle Inhaltsstoffe zu bedenken, sondern auch den Klima-Aspekt. So schwierig und strittig wie bei der Lebensmittelampel sollte es dabei im Grundatz aber nicht zugehen. Anders als bei der Lebensmittelampel, deren Schwäche eine zu starke Fokussierung auf einzelne Produkte ist (zum Beispiel müssten Nüsse wegen ihres hohen Fettgehalts rote Warnfarbe tragen, obwohl sie in einer insgesamt gesunden Ernährung aufgrund wichtiger Mikronährstoffinhalte positiv wirken können) ist bei einer CO2-Kennzeichnung keine vergleichbare Großbaustelle in Sicht.
Es ist auch nicht so als hätte die Bundesregierung zu diesem Problemfeld für Deutschland überhaupt noch keine Überlegungen angestellt. Immerhin wurde vor wenigen Wochen das auf einen Kabinettsbeschluss vom 24. Februar 2016 zurückgehende Nationale Programm für nachhaltigen Konsum (der kompottsurfer berichtete) veröffentlicht, das Interessierte hier kostenlos herunterladen können. Die Broschüre hat allerdings reichlich unspezifischen Charakter. Und es ist mehr ein Anmahnkatalog adressiert an die Bevölkerung, denn ein zielgerichteter Maßnahmenkatalog. Zudem spielen Aspekte in Zusammenhang mit Nahrungsmittelkonsum nur am Rande eine Rolle. Wenn so ein Papier drei Jahre vom Beschluss bis zur Veröffentlichung braucht, lässt das keinen großen Interpretationsspielraum darüber zu, welchen Stellenwert die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen im Bereich Konsum tatsächlich haben.
Was nicht bedeutet, dass der Verbraucher dem Ganzen tatenlos zusehen muss und jeder von uns einiges tun kann, um emissionsärmer zu konsumieren, und damit ist nicht der Verzicht auf blähende Hülsenfrüchte und Zwiebeln gemeint, nur damit keine Missverständnisse aufkommen. Am heftigsten schlägt Butter ins Kontor, noch vor Rindfleisch und Käse. Bei der Produktion von frischem Gemüse fallen im Schnitt am wenigsten CO2-Äquivalente an. So gesehen scheint vegane Ernährung am wenigsten klimaschädlich zu sein, soweit das Gemüse nicht aus Übersee angekarrt, über Wochen in Kühlcontainern aufbewahrt und in Plastik verpackt eingekauft wird. Aber würde ich wegen CO2-Vermeidung zum Veganer werden? Ganz sicher nicht. Ernährung hat so viele Facetten. Makro- und Mikronährstoffe sind auch wichtig. Und Genuss, ja Genuss. Also versuche ich meinen CO2-Fußabdruck auf anderem Wege so klein wie möglich zu halten. Ich lasse ihn bei der Ernährung nicht allzu groß werden, aber gönne mir meine Butter, mein Fleisch und meinen Käse, in Maßen natürlich. Und spare umso mehr bei Autoverkehr und Flugreisen ein. Letzten Endes muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, welchen Weg er gehen will. Das Bewusstsein dafür schaffen ist ein erster Weg dorthin.