Neuer Ärger um die Lebensmittelampel

Es ist noch gar nicht lange her, da war hier ein Beitrag über die Wiederbelebung der totgeglaubten Lebensmittelampel zu lesen. Die Einführung eines Nutri Scores bei den Franzosen hatte die Debatte neu entfacht. Spiegel Online berichtet nun über einen Vorgang zum Thema Ampel, der Julia Klöckner in Bedrängnis bringt, die als zuständige Ministerin eine von ihr selbst in Auftrag gegebene Untersuchung unter Verschluss gehalten haben soll. Den Stein ins Rollen brachten die Verbraucherschützer von foodwatch, denen eine Email von Frau Klöckner an das beauftragte Max Rubner-Institut (MRI) vorliegen soll. Das MRI war im Rahmen ihrer Untersuchungen angeblich schon im Herbst 2018 zu dem Schluss gekommen, dass die Nutri-Score-Ampel grundsätzlich vorteilhaft für eine gut sichtbare Nährwertkennzeichnung auf der Frontseite von Verpackungen ist.

Nun soll es im Ministerium einen internen Vermerk geben, in dem es heißt, Ministerin Klöckner habe im Umgang mit den Ergebnissen „ausdrücklich darum gebeten, (…) größte Vertraulichkeit sicherzustellen.“ Damit wird natürlich das Tor zu Spekulationen und Verschwörungstheorien weit aufgestoßen. Warum wird ein solches Ergebnis so lange unter Verschluss gehalten? Was wäre gewesen, wenn die Wissenschaftler im Ergebnis keinen Vorteil der Ampel hätten erkennen können? Hätte es dann auch erst so spät eine Verlautbarung gegeben?

Ein vorläufiger Bericht wurde jedenfalls erst am 11. April vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellt, der aber – laut foodwatch – die Untersuchungsergebnisse eher verzerrt spiegeln würde. Unter Bezugnahme auf das Informationsfreiheitsgesetz fordert man Bundesernährungsministerin Julia Klöckner nun auf, die Original-Studienergebnisse des Max-Rubner-Instituts umgehend herauszugeben. Man darf gespannt sein, was im Original wirklich drin steht, denn um eine Herausgabe wird sie wohl kaum herumkommen. Aber wer weiß (Verschwörungstheoriemodus ein): Vielleicht bleibt das Dokument aus Gründen der nationalen Sicherheit am Ende doch noch unter Verschluss.

Der Sache ist dieser Vorgang überhaupt nicht dienlich. Statt mit allen Beteiligten auf Grundlage der Ergebnisse schnell eine verbraucherfreundliche Regelung auf den Weg zu bringen, ist jetzt erstmal Misstrauen gesät, das keinem nutzt.

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