Das Auge isst den Teller mit

Es war einer meiner ersten Restauranttests überhaupt und muss schon Jahrhunderte her sein, aber ich erinnere mich noch genau an den Besuch in einem Landgasthof, weit draußen in der Elfringhauser Schweiz. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil meine Augen fremdelten, ach was sage ich, sie schmerzten angesichts der vielen unterschiedlichen bunten Teller auf denen das Essen serviert wurde. Gleichwohl – die Betreiber waren stolz auf ihre Tellersammlung. Dabei sahen die Gerichte vor diesem Hintergrund aus, als hätte eine Horde Vorschulkinder in der Kitaküche das Mittagessen hingerichtet.

Ich bin Purist und der Ansicht, Teller sollten möglichst einfarbig und ohne Muster sein. Nicht zwingend weiß, aber weiß schadet nie. Formensprache möglichst klar, wenig Geschnörkel, nichts, was ablenken könnte von der Hauptsache, dem Essen.

Warum ich auf das Thema komme? Bei einem Besuch der Keramikwerkstatt El Molino auf La Palma entdeckte ich wunderschöne Schalen und Teller, gefertigt aus dunkler Tonerde, wie sie auf der Vulkaninsel an vielen Stellen zu finden ist. Die Inhaber, Ramón Barreto Leal und Vina Cabrera, orientieren sich bei ihrer Arbeit eng an tönernen Fundstücken der Ureinwohner der Insel, den Benahoritas. Klare Formen, feine, geritzte Reliefs als Verzierung, die nicht stören. Sogar die Herstellung entspricht der von damals, als man noch ohne Töpferscheibe arbeiten musste. Da bekommt der Begriff Eintönigkeit mal einen uneingeschränkt positiven Beigeschmack. Wenn ich daheim bin, werde ich gleich mal eine Guacamole machen, aus mitgebrachten La-Palma-Avocados. Und sie in der Molino-Tonschale servieren.

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