Was waren das für Zeiten als noch gegessen wurde, was auf den Tisch kam. Kein kulinarisches Mimimi im Vorfeld, wenn man privat bei Freunden zuhause zum Essen eingeladen war. Heute ist alles so furchtbar kompliziert. Irmi will kein Fleisch, Achim soll keine Milch, Susanne möchte keinen Zucker und Michael vermutet, er habe vielleicht Zöliakie und würde deshalb lieber nix mit Gluten nehmen. Ja, da macht kochen echt Laune, wenn jeder was anderes nicht will oder darf oder möchten sollte. Am Ende schustert man irgendeine Kompromissküche zusammen, die alles ist, nur nicht stimmig. Am besten beauftragt man gleich einen Catering-Service. Sollen die sich damit herumärgern.
Grillabende organisieren wird auch immer komplizierter. Ich habe schon Vegetarier erlebt, die allen Ernstes ihr Gemüse nicht auf dem Stück Rost gegrillt haben wollten, auf dem vorher eine Grillwurst lag. Derartige Fleischfremdelei ist mir zwar fremd, aber ich nehme durchaus Rücksicht und die Herausforderung an, mal was Vegetarisches auszuprobieren. So kam es zu den Kicherböllern. Die so heißen, weil ich Anfälle kriege bei Namen wie Veganes Mett oder Vegetarische Frikadelle. Klingt so lecker wie medizinische Fußpflege. Dann lieber was lustiges.
kompottsurfers Kicherböller sind ein Experiment, das die erste Testphase erfolgreich überstanden hat. Es braucht noch Feinjustierung, vor allem, was die perfekte Textur angeht, aber es ist eine Basis. Wer sich heranwagen mag, probiert’s mal auf diese Weise:
Zutaten: 150 g Getrocknete Kichererbsen // 50 g Quinoa (am besten bunte Sortenmischung) // 1 mittelgroße rote Zwiebel // 1 Zehe Junger Knoblauch// 1 EL Semmelbrösel // 1 EL Tomatenmark // 3 EL Olivenöl // 1 EL Sesamöl (geröstet) // 1 Bio-Ei // 1 TL Currypulver // 1 TL Salz // 1 TL Scharfer Senf (ich nehme Chili Senf von der Schwerter Senfmühle), Mineralwasser // Olivenöl und Butter zum Braten
Zubereitung: Kichererbsen mindestens 12 besser 24 Stunden in reichlich Wasser einweichen lassen, dann im Einweichwasser 60 Minuten kochen (ggf. weiteres Wasser hinzufügen). Quinoa in einem Sieb mit lauwarmem Wasser gründlich abspülen und in 150 ml Gemüsebrühe ca. 20 Minuten weich kochen. Es entsteht eine klumpige klebrige Masse, die genau richtig ist für unsere Kicherböller. Kichererbsen abgießen, abkühlen und in eine schmale Rührschüssel kullern lassen. Ei, Öl, Currypulver, Tomatenmark, Salz und Senf zugeben und mit dem Stabmixer zu einer pastösen Masse zerkleinern. Sollte die Masse zu fest sein, etwas Mineralwasser zugeben. Quinoa leicht salzen und in einer breiten Schüssel zusammen mit den Semmelbröseln zu einer Masse verkneten. Gegebenenfalls ein paar Spritzer Mineralwasser oder etwas Brösel zugeben, sodass am Ende ein fester, aber noch formbarer Teig entsteht. Masse auswiegen und in 10-12 gleich schwere Klumpen teilen, die zwischen den Handflächen zu Kugeln geformt und schließlich leicht angedrückt werden. In einer großen Pfanne bei zweidrittel Hitze, Butter in Olivenöl zerlassen bis sie Blasen wirft. Nun die Kicherböller darin von beiden Seiten anbraten. Je nach Pfannengröße in zwei Etappen. Sofort servieren oder beiseite stellen und später auf dem Grill in Alufolie noch mal warm machen. Dazu passt ein frischer Joghurt-Kräuter-Dip.