Wie unsere Lebensmittel den Müllschlucker ernähren.

An sonnigen Morgenden nehme ich mein Frühstück gerne auf der Terrasse zu mir. Die Sonne schickt erste sanfte Strahlen über die Häuser der Nachbarschaft, ich lausche in Ruhe dem Vogelgezwitscher und dann: Rumms! Polter! Quietsch! Ach ja, Montag heute. Müllabfuhr, Gelbe Tonne. Höchste Zeit, dass die kommen. Quoll am Vortag schon wieder über, der Kübel. Dabei bin ich schon seit Monaten auf Verpackungsdiät. Motto: Möglichst wenig kaufen, was unnötig verpackt ist. Und es ist vieles unnötig verpackt. Vor allem bei Lebensmitteln. Bei Frischmilch sind wir gerade von Tetra Pak auf Glas umgestiegen, was bei einem Verbrauch von fünf Litern pro Woche schon mal ordentlich Sparpotential bringt. Dosentomaten bevorrate ich schon seit einer Weile nur noch im Winter. Im Sommer wird alles frisch gekauft und höchstselbst enthäutet. Bequemlichkeit war gestern. Aber was das frisch Kaufen von Tomaten angeht, so bin ich immer wieder erstaunt, ach was, erschüttert, wie oft man beim Discounter Tomaten in Plastik verpackt herumliegen sieht. Und Champignons, Paprika, Pfirsiche, Birnen, Pflaumen. Muss das? Muss nicht. Natürlich nicht.

Immerhin spüre ich seit einigen Monaten einen Hauch von Veränderung im Obst- und Gemüseregal. So werden, zum Beispiel, Multifrischenetze als Ersatz von Plastikverpackungen und -beuteln angeboten. Zufall? Einsicht? Marketing? Oder am Ende nur ökonomische Berechnung? Denn seit Januar 2019 gilt das neue Verpackungsgesetz, dessen proklamiertes Ziel es ist, die Mengen an Verpackungsmüll einzudämmen. Vater Staat bittet deshalb jeden zur Kasse, der als Wiederverkäufer Verpackungen einkauft und in Umlauf bringt. Und er gibt Quoten für das Recycling von Verpackungen vor, die am Ende bei uns privaten Verbrauchern als „gelber Müll“ anfallen, dessen Entsorgung mich Montagmorgens die Frühstücksruhe kostet, Sie erinnern sich. Die dualen Systeme, also die Wiederverwerter, müssen im Rahmen des sogenannten „Mengenstromnachweises“ jährlich nachweisen, dass sie die geforderten Quoten des Recyclings erfüllen. Klingt nach Verwaltungskauderwelsch, ist aber ein guter Ansatz. Wobei mich schon wundert, dass die vorgeschriebene Quote bei Plastik gerade mal 58,5 % beträgt. Bedeutet: Fast die Hälfte aller von uns mühselig in gelbe Säcke und Tonnen sortierten Verpackungen muss nicht recycelt werden. Das wirft natürlich die Frage auf, ob Aufwand und Nutzen da in einem akzeptablen Verhältnis stehen.

Deshalb meine Devise: Möglichst erst gar keine Waren kaufen, die in Plastik verpackt sind. Allein 2016 fielen in Deutschland 3,1 Millionen Tonnen Plastikverpackungsmüll an. Wie viel davon auf Lebensmittelverpackungen entfallen, darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen angesichts eines weit verzweigten internationalen Lebensmittelhandels. Wenn ich raten sollte, würde ich mindestens von einem Drittel, also 1 Mio. ausgehen, weil Lebensmittel einen sehr hohen Durchlauf bei der Verumschlagung haben und nicht nur frisches Gemüse, sondern viel mehr noch Käse, Wurst, Milch- und Tiefkühlprodukte darin verpackt sind. Nimmt man noch die ca. 6,6 Mio Tonnen Lebensmittel dazu, die Jahr für Jahr in Deutschland entsorgt werden, offenbart allein schon die Müllbilanz eine schockierende Wahrheit über unsere Ernährungsgewohnheiten. Wenn ich jetzt noch die überzähligen Kilos Körpergewicht zusammenrechne, die unsere Bundesbürgerschaft mit sich herumschleppt …. Aber nein, das hebe ich mir mal lieber für einen späteren Beitrag auf.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner