Irgendwas mit Kürbis.

Alle Jahre wieder sind zeitgleich mit dem ersten Weihnachtsgebäck auch die ersten Kürbisse in den Regalen der Supermärkte zu finden. Ja, ich weiß, das ist jetzt schon wieder einige Wochen her, aber genauso, wie ich Nürnberger Lebkuchen und Aachener Dominosteine frühestens ab dem 1. Advent anrühre, kommt mir Kürbis erst ab Oktober auf den Tisch.

Meine erste Begegnung mit einem Kürbis hatte ich übrigens als Achtjähriger. Genau genommen waren es Dutzende Kürbisse, groß wie Medizinbälle, die auf einem Acker in der ostwestfälischen Heimat meiner Mutter herumlagen. In diesem Moment damals – und das erinnere ich noch erstaunlich gut – musste ich an mein erstes Kinderbuch denken: James und der Riesenpfirsich, von Roald Dahl. In der Geschichte geht es um einen Jungen, dessen Eltern von einem Nashorn gefressen worden waren, weshalb er zum Leben bei seinen boshaften Tanten Schwamm und Zinke verdammt war. Irgendwann wuchs durch einen versehentlich im Garten der Tanten vergossenen Zaubertrank an einem Pfirsichbaum ein goldener Riesenpfirsich. Durch ein Loch kriecht James eines Tages in den Pfirsich hinein, der plötzlich vom Baum abbricht, seine bösen Tanten überrollt und gleich weiter Richtung Meer kullert, um von dort nach Amerika zu schwimmen. Großartige Geschichte.

Als ich die Kürbisse so auf dem Feld liegen sah, damals, fiel mir schlagartig auf, dass ich sie doch schon mal gesehen hatte. Aber anders. Ausgehöhlt. Mit ausgestochenen Augen, Mund und Nase und einer Kerze von innen schaurig-schön beleuchtet. Ja, vermutlich würde man auch in einem Kürbis nach Amerika schwimmen und Abenteuer erleben können. Aber essen? Nein, weder gesuppt noch gebraten oder zu sonst irgendeiner Mahlzeit verarbeitet, hatte ich in meiner Kindheit Kürbisse verzehrt. Und es sollte auch noch Jahre dauern, bis ich das erste Mal Kürbis zwischen die Zähne bekam. Und zwar als Kürbis-Orangen-Suppe, zu fruchtig abgeschmeckt wie mir in Erinnerung geblieben ist.

Passend dazu las ich im vergangenen Jahr auf Zeit Campus ein Traktat über Kürbissuppe. „Die Kürbissuppe ist das suppengewordene Ikea-Wandbild. Sie ist die Times New Roman der Amateurküche, eine Ausrede in Form eines Abendessens. Sie tröstet nicht bei Erkältung wie eine fette Hühnerbrühe und ist kein Freund wie ein samtiger Kartoffeleintopf. Sie ist nicht für einen da, wenn man Liebeskummer hat. Sie ist das Bananenbrot der Hauptgerichte.“ Meine Meinung dazu: Traue keiner Behauptung, die Essen mit Typographie vergleicht. Times New Roman? Echt jetzt? Für mich klingt der Kürbistext beinahe traumatisch und irgendwie rachsüchtig. So, als wäre der Autor dieser Zeilen mal als Praktikant in einer hippen Werbeagentur zum kochen von 5 Liter Kürbissuppe verdonnert worden, fürs kollegiale Mittagessen. Das dann keinem geschmeckt hat.

Wobei ich eine gewisse Schmalspurigkeit bei der kulinarischen Kürbisverwertung hierzulande schon zugestehen muss. Da geht tatsächlich vor allem eins: Suppe. Und doch gibt es so viel mehr Möglichkeiten aus Kürbis was zu machen. Hier sind fünf – für meinen Geschmack abwechslungsreiche – Zubereitungsmöglichkeiten, gefunden in meiner Kochbuchsammlung (inklusive Suppe):

1. Muskatkürbis Sous-vide (Heiko Antoniewicz, Werne)
Aus Heikos Buch Sous-vide: Der in Stifte geschnittene Kürbis wird mit Koriandersamen, Ingwer, Gemüsefond, Mirin und Salz für 15 Minuten bei 85° C. im Vakuumbeutel gegart. Großartig bissfest und aromatisch, diese Version.

2. Kürbis-Chutney (Iris Bettinger, Rheda-Wiedenbrück)
Aus dem Sammelband Die Neue Deutsche Küche: In Champagneressig geschmolzener Zucker wird der Muskatkürbis mit Weißwein, Apfelsaft, Gemüsefond, Schalotte und etwas Lorbeer eingekocht und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Wunderbar auch zur Bevorratung geeignet.

3. Kürbissuppe mit Schinken, Perlgraupen und Salbei (Jamie Oliver, London)
Zutaten aus Kochen für Freunde: Butternusskürbis, Rote Zwiebel, Knoblauchzehen, Koriandersamen, Esskastanien, Schinkenspeck (im ganzen Stück), Salbei, Gemüsebrühe und Olivenöl. Zum Abschmecken getr. Chili, Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Eine Kürbissuppe, die ohne Ingwer auskommt und mit Kastantien und Salbei eine spannende Aromatik entwickelt. Der Schinken zieht am Stück etwa 1,5 Stunden im Sud und wird dann klein gefleddert zugegeben. Ich liebe diese Variante.

4. Kürbis-Pie (Caroline und Terence Conran, London)
Aus Das Conran Kochbuch: Ungesüßter Mürbeteig, Kürbis (nach Wahl), Zucker, Piment, Eier, Milch, Muskat.
Ein Kürbiskuchen ohne Schnickschnack, perfekt für ein Kaffeetrinken nach der Herbstwanderung. Wer dazu noch eine fruchtige Note braucht, bestreicht den Kuchen mit Orangenmarmelade.

5. Kürbis-Chips (Könemann, Köln)
Aus Das Große Buch der Vegetarischen Küche: Kürbis in dünne Scheiben schneiden und in einer Pfanne in kleinen Portionen knusprig frittieren. Für meinen Geschmack nimmt man dazu am besten gutes Sonnenblumenöl und fügt ein paar Spritzer Sesamöl bei. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit Salz und etwas Currypulver würzen.

Die Angaben der Zutaten sind als Anregung zum Ausprobieren gedacht, die detaillierten Rezepte sind selbstverständlich nur den angegebenen Kochbüchern zu entnehmen.

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