Es ist bereits einige Wochen her, da lernte ich den wunderbaren Angiolino Amato kennen. Angiolino ist Markenbotschafter des toskanischen Weinguts Panizzi und ein alter Freund des inzwischen verstorbenen Gründers Gianni Panizzi. Die von mir sehr geschätzte Sommeliere Christine Dördelmann, Verkaufsleiterin bei Schlumberger, hatte mich zu einer Verkostung in die Essener Osteria da Pandi eingeladen, bei der es um die Weine von Panizzi gehen sollte. „Freu‘ dich auf wirklich außergewöhnliche Vernaccia Weine,“ sagte sie mir, und hinterließ damit ein kleines Fragezeichen in meinem Kopf. Vernaccia? Außergewöhnlich? Ich hatte schon mal davon gehört, dass es auch sehr guten Vernaccia geben soll, aber noch nie Gelegenheit gehabt, solchen probieren zu können. Bekannt ist die Rebsorte, die eigentlich Canaiolo Bianco heißt, nämlich eher für Allerweltsqualitäten. Dass Vernaccia auch als Synonym für diverse italienische Weine mit beigefügter Ortsbezeichnung benutzt wird, macht die Differenzierung für Unwissende noch schwerer. Aber ich wollte ja nun zu einem Wissenden werden.
Angiolino erwies sich jedenfalls als bestmöglicher Lotse für eine geführte Vernaccia-Weinprobe. Kundig und kurzweilig erzählte er von der Geschichte des Weinguts Panizzi, eingebettet in die Geschichte der toscanischen Weinbauregion, zu der die Ortschaft San Gimignano gehört, wo Panizzi zuhause ist. Gianni Panizzi kaufte das Weingut 1979, arbeitet mit einem namhaften Oenologen zusammen, der ihn beriet und erntete zehn Jahre später den ersten Wein. Immer mit dem Anspruch, das beste aus dem heimischen Vernaccia herauszuholen. Das gelang recht schnell. Schon in der 2001er Ausgabe des Gambero Rosso, maßgeblicher Wine Guide für Tropfen aus Italien, erhielt die 1998er Abfüllung die Höchstbewertung von 3 Gläsern. Längst hat das ganze Anbaugebiet von Panizzis Initiativen und Anstrengungen profitiert, darf es doch heute das höchste offizielle Qualitätsiegel für Weine aus Italien für sich beanspruchen: DOCG.
Meine besondere Begeisterung weckten der Vigna Santa Margherita und der Riserva, wobei auch Chianti und Rosato großen Eindruck auf mich machten. Sie alle zeichnet individueller Charakter aus. Da langweilt keine international austauschbare Stilistik, sondern Mineralität, Frucht, Säure und Alkohol kulminieren zu finessenreichen Kreszenzen, die ein ums andere Mal zum Riechen, Schlürfen und Trinken verführen. Wer gerne selbst probieren möchte, kann bei einem Besuch in der Osteria da Pandi zur guten italienischen Küche einen Wein von Panizzi trinken. Und ein genussreicher Abend ist gesichert.