Glühbier statt Glühwein – besser ist das!

Am letzten Samstag saß ich mit meinem alten Freund Ecki in einer Kneipe zum Fußballgucken. Der VfL Bochum musste zum Auswärtsspiel bei Greuther Fürth ran, und weil unsere Mannen von der Castroper Straße auf fremden Plätzen nicht viel zustande bringen in dieser Saison, wollten wir wenigstens Anfeuerung am Fernseher leisten. Möge die Unterstützung im übertragenen Sinne ankommen in Fürth.

Kam sie nicht, wie die Fußballfreunde unter den Lesern längst wissen. Immerhin sprang aber für mich an diesem frühen Nachmittag ein wirklich guter Genusstipp heraus. Für den anschließenden Weihnachtsmarkt- besuch mit der Verwandtschaft in Bochum empfahl Freund Ecki einen Abstecher zum Mittelaltermarkt. Dort sollte ich mal das Glühbier probieren. Glühbier? Glühbirne sagte mir was, ist nur leider längst verboten. Und warmes Bier kannte ich aus meiner Kindheit als gefühlt hilfreiches Hausmittel gegen Erkältung, wobei ich den Geschmack als reichlich unerfreulich in Erinnerung hatte. Als Kind schmeckte es wie bittere Medizin, aber ich trank’s trotzdem gerne, durfte ich doch auch mal vom Giergesöff der Großen probieren. Nein, es ging tatsächlich um Glühbier als Genussmittel. „Da weiß ich wenigstens, was drin ist,“ sagte der Freund, und damit hatte er bei mir einen Nerv getroffen, machte ich doch genau aus diesem Grund um Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt einen großen Bogen. Bin ohnehin kein Freund dieser Drängel- und Schubsveranstaltung. Nun ist es aber Familientradition, dass meine Lieblingstante und mein Lieblingsonkel aus Ostwestfalen in der Adventszeit zum Bochumer Weihnachtsmarkt anreisen und wir uns dort zum Glühweinumtrunk treffen. Ausnahmezustand. Einmal im Jahr kann man das Zeug ja mal trinken.

Kaum war ich nach dem Spiel raus aus der Kneipe, ging es für mich zum vereinbarten Treffpunkt – mit dem festen Vorsatz, die anderen vom Besuch des Glühbierstandes zu überzeugen. Glühbier? Die Verwandtschaft schaute verdutzt. So was gibt’s? Klar, gibt’s das. Wusstet ihr nicht? Musste ja keiner wissen, dass ich es auch erst seit 45 Minuten wusste.

Offen gestanden hatte ich keine Ahnung, welche Art von Bier uns erwarten würde. Als wir aber vor der Holzhütte neben der Pauluskirche standen, wurde mir schlagartig klar, worin das große Genussversprechen lag: Dampfendes belgisches Kriek von Liefmans. Den Gouldenbrand dieser 340 Jahre alten Traditionsbrauerei aus Ostflandern hatte ich vor gut zwei Jahrzehnten schon mal mit Begeisterung getrunken. Experten lobpreisen es als eines der besten braunen Ales der Welt. Schon die normalen Biere reifen sehr lang, sechs Wochen für gewöhnlich. Der Gouldenbrand reift außerdem noch drei bis zwölf Monate auf der Flasche, bevor er in den Handel kommt. Liefmans pflegt auch die Tradition der Kriek-Biere, bei der dem klassischen braunen Ale des Hauses Kirschen zugesetzt werden. Zusammen reift das Ganze über viele Monate, und am Ende erhält man ein süß-saures Bier mit feiner Portweinnote und 6 Vol. % Alkohol.

Liefmans vermarktet einen Teil seiner Kriek-Biere inzwischen explizit als Glühbier, edel verpackt in Seidenpapier, wie auch andere Spezialbiere der Brauerei. Ich bin sicher, dass auch die Fruchtbiere anderer Erzeuger als Glühbier reüssieren können. Ich werde in den nächsten Wochen wohl mal das eine oder andere Experiment in diese Richtung starten. Hicks.

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