Nie waren Spaghetti Carbonara populärer als … nein, nicht heute, sondern 1982. Wahrscheinlich wussten in Deutschland damals nur wenige Leute das Gericht zuzubereiten, aber als Song der Band Spliff schafften es die Nudeln bei uns bis auf Platz 5 der Single Charts. Musikalisch war das Lied nicht mein Geschmack. Es surfte auf der Neuen Deutsche Welle, und die war mir zu seicht und zu Karottenhose. Wobei ich seinerzeit wohl den Ironiefaktor des Stücks nicht ausreichend zu würdigen wusste. Wer mal hören, sehen und losprusten will, guckt hier.
Aber weg von Mode und Musik. Spaghetti Carbonara sind eines meiner Lieblingsgerichte, wenn ich schnell mal Kohlenhydrate brauche. Zur Senkung meines Fleischverbrauchs hab‘ ich vor einigen Monaten mal eine vegetarische Variante ersonnen, die ähnlich viel Genuss bringt wie die Schinkennummer und die daheim jetzt öfter auf den Tisch kommt.
Um vier Personen zu sättigen, brauchen wir folgende Zutaten: 2 mittelgroße rote Zwiebeln, 2 Zehen von jungem Knoblauch, 60 ml Olivenöl Extra Virgin, 40 g Salz, Schwarzer Pfeffer und Salz aus der Mühle, 80 g getrocknete Tomaten, 500 g Spaghetti aus Hartweizengrieß, drei Eigelbe von frischen Bio-Eiern Größe M/L, 80 g frisch vom Stück geriebenen Parmesan und drei Stengel frische glatte Petersilie. Ich bevorzuge übrigens Spaghetti, die im Bronze-Verfahren hergestellt wurden, weil deren Oberfläche rau ist und die Sauce besser aufnehmen kann.
Zubereitung: Zwei Liter Wasser mit dem Salz in einem großen Nudeltopf zum Kochen bringen. Olivenöl in einen mittelgroßen, dickwandigen Stieltopf gießen und die fein gewürfelten Zwiebeln und den in hauchdünne Scheiben geschnittenen Knoblauch zugeben. Kurz anschwitzen, danach kommen die in dünne Streifen geschnittenen Tomaten mit in den Topf. Milde Hitze beibehalten und immer darauf achten, dass Zwiebeln und Knoblauch keine braune Farbe annehmen, um unangenehme Bitternoten zu vermeiden. Ohne Zeitverzug jetzt die Spaghetti in den Topf geben. Eier aufbrechen, Eigelbe trennen und in einer großen Schüssel verrühren bis eine homogene Masse entsteht. 2/3 vom geriebenenen Parmesankäse einstreuen und alles mit etwas schwarzem Pfeffer und Salz aus der Mühle würzen. Petersilienblätter abzupfen und grob hacken. Während der 8-10 Minuten Kochzeit sechs Esslöffel vom sprudelnden Kochwasser entnehmen und zusammen mit dem Zwiebel-Tomaten-Klumpatsch zur Eimasse geben. Spaghetti abseihen und in die Schüssel damit. Alles schön vermengen, auf tiefen Tellern anrichten und mit der gehackten Petersilie und dem restlichen Parmesan bestreuen. Die Petersilie sind hier der Schlüssel zum Genuss, weil sie perfekt mit den Tomaten harmonieren.
Spliff empfahlen damals übrigens Coca-Cola zu Spaghetti Carbonara. Bitte nicht machen. Besser einen Sauvignon Blanc oder einen leichten Chianti dazu trinken.
Das Bezeichnung des Gerichts geht übrigens auf italienische Kohlenhändler zurück. Sie aßen die Pasta-Variante (mit Röhrennudeln statt Spaghetti) gerne in der Mittagspause. Wenn das nicht auch zum Ruhrgebiet passt.