Küchenstehrümpel: Was brauchen wir wirklich zum Kochen?

Ich will ehrlich sein: In den Küchenschränken bei mir daheim steht viel Zeug herum, das so gut wie nie gebraucht wird. Obwohl ich mal dachte, so eine Küchenmaschine wäre unverzichtbar. Dieses elektrische Ungetüm mit Rührschüssel und dreitausendfünfhunderthaumichtot Funktionen, Einsätzen, Aufsätzen, Einstellungsmöglichkeiten. Verwende ich alle zwei Jahre mal, und dann auch nur deshalb, weil ich denke: kann ja nicht die ganze Zeit so ungenutzt vor sich hin gammeln. Oder der Rundhobel samt Käsebrett für Tête de Moine. Zuletzt benutzt, hmm, lassen Sie mich überlegen, ich glaube, Gerhard Schröder war da noch Kanzler. Letzte Woche hab‘ ich Weinverschlüsse entsorgt. Drei kegelförmige Dinger, mit denen man angebrochene Flaschen schick verschließen kann. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, wo die alle hergekommen sind. Und auch nicht, was das sein soll – eine angebrochene Flasche. Die unzähligen Backformen, die ganz hinten im Schrank standen, habe ich schon vor Jahren in den Keller verbannt. Denn das einzige, was ich backe sind Pfannkuchen, und dafür braucht man, stimmt genau, keine Backform.

Vor ein paar Tagen hatte ich den neuen Küchenkatalog von manufactum in der Post. Eigentlich sollte ich derlei Gefahrgut gleich im Altpapier entsorgen, weil darin zu viele schöne Utensilien zu entdecken sind, die man voller Vorfreude kauft, aber dann doch so gut wie nie benötigt. Andersherum betrachtet stellt genau dieser Katalog auch Dinge vor, die für meine Art zu kochen unverzichtbar und von beachtenswerter Qualität sind. Aber was brauche ich wirklich? Und wäre es nicht sinnvoller, mehr Geld für höchste Qualität der Utensilien zu investieren, die langlebig sind und mir Tag für Tag weiterhelfen statt Schnickschnack anzuhäufen, der alle Jubeljahre mal Verwendung findet, ansonsten aber nur Platz verschwendet und nach der dritten Benutzung kaputt ist? Oder wie eine alte Nachbarin zu sagen pflegte: Ich bin zu arm, um billig zu kaufen. Bis heute steht eine Thermoskanne von ihr bei mir im Regal, die noch den zweiten Weltkrieg überstanden hat. Für die mache ich übrigens immer eine Ausnahme, wenn es ans Aussortieren geht. Benutze ich zwar fast nie, aber Erinnerungsstücke wie dieses genießen Sonderbehandlung.

Ich bin also gestern mal durch die Küche gegangen und hab‘ geschaut, worauf ich keinesfalls verzichten will, sollte ich zum Beispiel mal in ein Tiny House am Waldrand umziehen. Übrig geblieben sind: Die Messer von Güde und Global samt Wetzstahl und Holzschneidebrett. Ein Stabmixer, den ich mir – von wegen zu arm, um billig zu kaufen – zeitnah unbedingt in hochwertiger Qualität zulegen muss, weil das Ding häufig in Betrieb ist und der alte längst Anzeichen von Schwäche zeigt. Dann ist da noch ein solider Krups Handmixer aus den 1970ern, der immer noch verlässlich Dienst tut und eine Stielkasserolle aus Edelstahl, die mir meine Mutter zum 25. Geburtstag geschenkt hat und nicht kaputt zu kriegen ist, trotz intensiver Nutzung. Auch die alten Apothekengläser zur Aufbewahrung von Gewürzen möchte ich nicht missen. Neu in die Liste der für mich unverzichtbaren Gegenstände hat es die Eisenpfanne von Turk geschafft. Zwischen unverzichtbar und kann weg gibt es noch eine große Grauzone, deren Anwachsen man unbedingt verhindern muss. Denn je größer die Grauzone, um so mehr Kandidaten finden sich im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: aussortieren, bitte!

Im Grunde ist es mit Küchenutensilien wie mit Kleidung. Was man zwei Jahre nicht mehr in Gebrauch hatte, kann weg. Und jetzt, viel Spaß beim Aussortieren. Trinken Sie ein Glas Sekt dabei, und machen Sie ein Event daraus. Dann kann die Prozedur sogar lustig werden. Versprochen!

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