Prost Mahlzeit? Wie Corona unser Ess- und Kochverhalten beeinflusst hat.

Was habe ich Pumpernickel vermisst. Nur wusste ich das erst, als ich nach Jahren des Verzichts mal wieder in eine mit Käse und Tomate belegte Scheibe gebissen hatte. Es war kein bewusster Verzicht, wir hatten uns nur aus den Augen verloren, Pumpernickel und ich. Und ausgerechnet Corona brachte uns wieder zusammen.

Als die erste Infektionswelle auf uns zu rollte, spülte sie jede Menge Verunsicherung mit an. Würden uns irgendwann die Nahrungsmittel ausgehen? Würden wir schon bald, wie es in der Kriegsgeneration so schön hieß, „nichts mehr zu kacken haben“? Schon merkwürdig, dass wir Bundesbürger ausgerechnet Unmengen Klopapier kauften, statt noch mehr Nahrungsmittel. So groß scheint die Angst vor Rationierungen und Hunger also nicht gewesen zu sein. Natürlich dachte auch ich in den ersten dramatischen Wochen über Vorratshaltung nach, wobei Klopapier nur eine kleine Nebenrolle spielte und auch das nur wegen der Hamsterkäufe.

Das Virus hatte uns im Frühjahr einen Crash-Kurs in Verunsicherungsdynamik erteilt, und mein Seelenheil verlangte danach, Kontrollverlust abzuwenden. Also stellte ich mir Aufgaben. Die wichtigste: Versorgungssicherheit aufbauen. Welchen Mix an haltbaren Nahrungsmitteln würde ich brauchen, um einige Wochen Engpässe überstehen zu können und dabei noch so etwas wie kulinarischen Mindestanspruch und Abwechslung abzusichern?

Ich merkte schnell: Meine bisherige Vorratshaltung war miserabel. Das bisschen Pasta, Reis und getrocknete Hülsenfrüchte würde kaum für zwei Wochen reichen. Wie selbstverständlich war ich immer davon ausgegegangen, das Wichtigste immer und überall einkaufen zu können. Aber hatte ich nicht genug Katastrophenfilme gesehen, um es besser zu wissen? Wenn Bösewichte Cyber-Attacken starteten oder gar Anschläge mit Bio-Waffen androhten, würde ich nicht mal ein paar haltbare Bio-Waffeln als Nervennahrung im Schrank haben, um die Zeit zu überbrücken bis Jack Bauer die Lage wieder unter Kontrolle bringt. Also machte ich mir ein Abendbrot und Gedanken über Vorratskäufe. Das war am 29. Februar, dem Schaltjahrestag 2020.

Pumpernickel fiel mir zuerst ein. Als Kind liebte ich es, eine Brötchenhälfte mit Käse und Salami zu belegen und mit einer halben Scheibe Pumpernickel zu deckeln. Ich muss Unmengen davon vertilgt haben. Auf meiner Vorratsliste folgten Couscous, Nudeln (100% Hartweizengries), Getrocknete Hülsenfrüchte (Linsen und Kichererbsen), Sardellen (Glas), Tomaten (Dose), Kalamatra-Oliven (Glas), Pesto (Glas), Knäckebrot, Erdnüsse, H-Milch, Kokosmilch, Honig, Marmelade, Getrocknete Gemüsebrühe, Getrocknete Tomaten, Getrocknete Pilze, Semmelbrösel, Knoblauch, Trockenfrüchte, Risottoreis. Alles Nahrungsmittel der Kategorie 1, lange und ungekühlt haltbar. Dazu kamen Produkte der Kategorie 2, alles, was lange im Kühlschrank haltbar ist wie Hartkäse sowie Kategorie 3, Tiefkühlware, zum Beispiel diverse Gemüse.

Blicke ich jetzt auf die letzten zehn Monate zurück, erkenne ich tatsächlich einen Wandel in meinem Essverhalten. Die oben genannten Nahrungsmittel gewannen an Bedeutung im Kochalltag. Das hatte aber vor allem mit der veränderten Einkaufssituation zu tun, weil ich angesichts des Infektionsgeschehens so selten wie möglich in die Läden gehen wollte und will. Auch aus diesem Grund ist gute Vorratshaltung sinnvoll. Und schließlich hatten wir noch Restaurantschließungen zu beklagen. Wenn man sich kulinarisch etwas gönnen wollte, ging das gastronomisch gesehen nur mit Einschränkungen. Oder gar nicht. Also gönnte ich mir daheim öfter als sonst besondere Leckerbissen, zum Beispiel Fleisch vom Schultenhof. Nie hätte ich mir vorstellen können, mal ein Take-Away-Menü im Sternerestaurant zu ordern, bis vor einem Jahr wäre es mir völlig skurril vorgekommen. Aber heute muss ich ganz offen gestehen: Ich habe noch nie so entspannt und geschmackvoll mein Weihnachtsessen genossen. Hoffentlich bieten die Restaurants ihren aus der Not geborenen Service auch noch an, wenn wir die Seuche endlich los sind.

So, und jetzt knöpfen wir uns auch die letzten harten drei Monate der Pandemie vor. Ich bin zuversichtlich, dass wir schon im späten Frühjahr wieder mit mehr Gelassenheit unterwegs sein werden, im Café unseren Espresso trinken und im Restaurant Menü essen können. Liebe Leserinnen und Leser, bleiben Sie zuversichtlich und gesund, oder genesen Sie schnell wieder, falls es Sie erwischt haben sollte! Auf ein genussvolles 2021!

2 Gedanken zu „Prost Mahlzeit? Wie Corona unser Ess- und Kochverhalten beeinflusst hat.“

  1. Hallo Klaus
    Zu meinem Erstaunen hast Du die Getränkeseite unberücksichtigt gelassen.
    Bier und Wein sind als keimfreie Getränke doch unverzichtbar!
    Und Schnaps zur Wundbehandlung (physisch und psychisch),!
    Toni

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