Kartoffelsuppe mit Speck und Champignons: ganz einfach und heiß geliebt!

Ja, da war noch eine Rechnung offen. Mein Desaster mit der Zwiebelsuppe hatte mich über die letzten vierzehn Tage in eine kleine Kochkrise gestürzt und die Lockerheit am Herd gekostet. Ich muss allerdings zugeben, dass meine Definition von Lockerheit am Herd eine reichlich subjektive ist. Wer mich mal beim Anrichten mehrerer Teller erlebt hat, dem wird die Anspannung nicht entgangen sein, die ich beim Platzieren von Fleisch, Gemüse und Co. an den Tag lege. Aber gut, vor den letzten Handgriffen gibt es auch immer noch reichlich zu tun. Und da gehe ich so entspannt wie möglich ran, gerne mit Lieblingsmusik auf den Ohren und ausreichend Zeit für die anstehenden Aufgaben. Nur war das Kochen der Zwiebelsuppe von Beginn an unentspannt gelaufen. Die Rezeptsuche ließ mich ratlos werden, der Zubereitung misstraute ich vom ersten Moment, und die Selbstsicherheit, mit Überzeugung mein eigenes Ding zu machen, wollte sich auch nicht einstellen. Wer den Kochlöffel in der Hand hat, macht die Suppe so, wie es ihm beliebt, sagt eine alte italienischen Kochweisheit. Hätte ich mich bloß mal daran gehalten. Aber hätte, hätte – Fritten, fette.

Immerhin widerstand ich dem Impuls, gleich einen neuen Kochversuch mit der Zwiebelsuppe zu starten, um die offene Rechnung zu begleichen. Frust ist kein guter Ratgeber, wenn man am Herd steht. Wie soll da Liebe ins Essen kommen? Seit ich über die Metaphysik der Liebe von Charles Sanders Peirce gelesen habe, halte ich die Liebe im Essen für mehr als nur Gefühlsduselei. Der US-Amerikaner Peirce (1839-1914), bedeutender Mathematiker und Philosoph, sah nur im Prinzip der Liebe die Chance zur Überwindung von Selbstsucht und Egoismus, hin zu Harmonie und Fortschritt. Mich also umgehend in einen neuen Zwiebelsuppenkampf zu stürzen, wäre Selbstsucht pur gewesen. Nach dem Motto: Na also, ich kann es doch!

Was tun viele erfolgreiche Spitzenathleten, wenn sie in eine Krise geraten? Sie versuchen, sich die Liebe an ihrem Sport zurückzuholen, sich auf das zu besinnen, was ihre Leidenschaft einst entfachte. Den Weg kann man auch als Normalsportler und Normalkoch am eigenen Herd gehen, wenn es mal kriselt. Also ließ ich die Erinnerung an früheste Kocherlebnisse aufleben, die mich damals glücklich machten. Und mir fiel als erstes Kartoffelsuppe ein.

Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, über das Rezept von damals nachzudenken. Es galt ja, alle Verkrampftheit fernzuhalten und der italienischen Kochweisheit zu folgen, die ins Ruhrpottdeutsche übersetzt ungefähr so lauten muss: „Brötschel datt Süppken ma schön frei Schnauze, Meister.“ Und so hab‘ ich’s gemacht:

Zutaten für 4 Portionen (mit Nachschlag): 1 kg mehlig kochende Kartoffeln mit heller, dünner Schale (es funktioniert auch mit vielen vorwiegend festkochenden Sorten) // Wasser // Bio-Frischmilch 3,5% // Salz // Pfeffer // 30 g Butter // 125 g durchwachsener Speck // 1 Schalotte // Petersilie // 250 g Champignons

Zubereitung: Kartoffeln gründlich waschen und mit dem Sparschäler (in langen Girlanden) schälen. Girlanden aufbewahren, Kleinzeug entsorgen. Sind die Kartoffeln in der Größe deutlich unterschiedlich, die großen Exemplare in etwa auf das Maß der Kleinen schneiden, um die Garzeit anzugleichen. Kartoffeln mit so viel kaltem Wasser aufsetzen, dass sie gerade eben komplett bedeckt sind. Schalen zugeben und alles zusammen 20-25 Minuten (je nach Größe) leicht sprudelnd kochen bis die Kartoffeln gar sind. Über einem Auffangtopf im Nudelsieb abgießen, Flüssigkeit aufbewahren und Schalen entsorgen. Kartoffeln mit einer Kartoffelpresse zurück in den Topf drücken, Kochwasser zufügen und mit dem Schneebesen zu einer homogenen Masse verrühren. Butter montieren, 50-100 ml Milch zugießen, homogen aufschlagen und auf die gewünschte Viskosität bringen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Champignons putzen und – je nach Größe – vierteln oder sechsteln. Schalotte und Speck fein würfeln. Champignons in etwas Butter bei mittlerer Hitze braten, bis sie auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe geschrumpelt sind. Zeitgleich Speck in einer kleinen Pfanne leicht knusprig anbraten, anschließend Schalottenwürfel zugeben und glasig werden lassen. Petersilie fein hacken. Kartoffelsuppe auf große tiefe Tellern verteilen, in der Mitte den Speck mit Champignons anrichten und mit etwas Petersilienhack bestreuen. Fertig.

Ich mag diese Suppe sehr, weil sie so puristisch ist. Durch die mitgekochten Schalen wird das Kartoffelaroma intensiver, und der Vericht auf weitere Zutaten wie Gewürze stellt das typische Geschmacksbild ebenfalls heraus. Der krosse Speck mit den Champignons und Zwiebeln gibt dazu noch den perfekt passenden Gegenspieler.

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