Die Holzausgabe des Magazins stern widmet dem Thema Olivenölbetrug seinen aktuellen Titel. Tatsächlich tauchen schon seit Jahren immer wieder Belege dafür auf, dass mit der Spitzenqualität Extra Vergine systematisch betrogen wird und statt höchster Güte oft nur Ranzware auf die Flasche kommt. Gerade mal 5 (!) Prozent aller Olivenöle, die in Europa unter dem Etikett „Spitzenqualität“ verkauft werden – allen voran in Supermärkten – sei wirklich top, zitiert der stern einen Branchenkenner. Der kompottsurfer berichtete Anfang 2012 mit Hinweis auf Enthüllungen der Zeitung La Repubblika über den ersten Enthüllungsschub in diesem Skandal.
Der stern ist der Sache nun in einem sehr lesenswerten Beitrag umfänglich nachgegangen. Was den kompottsurfer im Rahmen der Geschichte am nachdenklichsten macht, ist aber nicht die Tatsache, dass da gefälscht wurde sondern vielmehr der Umstand, dass beispielsweise ein Handelskonzern wie REWE – so das Blatt – die Lieferkette ihrer Öle nicht nachvollziehen kann, und deshalb nicht weiß, ob Material von der in Italien durch die Justiz angeschuldigten Ölhandelsfirma Azienda Olearia Valpesana (AOV) in ihre Hauscuvée geflossen ist. Wenn es schon für einen Handelsriesen – warum auch immer – schwierig bis unmöglich ist, die Lieferketten bei Olivenöl nachzuvollziehen, mag man gar nicht darüber nachdenken, wie schwierig es gar bei komplexeren Produkten sein könnte.
Der kompottsurfer kann den Artikel nur jedem ans Herz legen, der mehr zum Thema wissen will, vor allem auch, wie und woran man ein gutes Olivenöl erkennt.
Schlagwort: Lebensmittelskandal
Der besondere Karfreitagsfisch: Gefälscht und verwässert
Zugegeben ein heikles Thema am Tag vor dem fischigsten aller Feiertage in Deutschland. Aber da sich in den letzten Tagen die Meldungen über Manipulationen beim Fischverkauf häuften, will der kompottsurfer das Ganze mal kurz zusammenfassen. Dass beim Fischverkauf manipuliert wird, ist so neu nicht. Schon seit Jahren werden immer wieder Betrugsfälle bekannt, die sich in der Machart gleichen. Entweder wird beim Gewicht mittels Wasserzugabe manipuliert, oder es wird gleich ein illegales Upgrade des Ausgangsprodukts vorgenommen. Im letzten Jahr führten die Tintenfischringe aus Schweinedärmen die Liste der Verbrauchertäuschungen an und sorgten für Aufsehen.
Jetzt ist mal wieder der Pangasius ins Netz der Kontrolleure gegangen. Die WDR2-Sendung Quintessenz berichtet von illegalem Gewichtstuning durch Zugabe von Wasser, die das Produkt um 20 bis 40 Prozent schwerer machten. Schon 2011 waren im Zusammenhang mit Pangasius unerfreuliche Untersuchungsergebnisse aufgetaucht, die allerdings vor allem durch ihre gesundheitsgefährdende Komponente erschreckten (der kompottsurfer berichtete).
Zudem berichtet das Magazin stern in seiner aktuellen Holzausgabe von einer Betrugswelle bei Edelfischen. Laut einer Studie des Max-Rubner-Instituts, so das Hamburger Blatt, werden vor allem Seezungenfilets im Restaurant gerne über ihrem tatsächlichen Wert verkauft, weil nämlich tatsächlich ein ganz anderer Fisch serviert wird, zum Beispiel Pangasius (ja, da ist er wieder). An Fischtheken und in Tiefkühltruhen wartet Atlantischer Bonito darauf, als Thunfisch verkauft zu werden. Und beim Kabeljau nehmen es die Händler oft mit der Kennzeichnung nicht so genau, ob es sich nämlich um den teureren atlantischen oder den günstigeren pazifischen handelt. Wobei dabei die Frage nach der Bestandspflege von Kabeljau außen vor bleibt. Denn der Kabeljau ist in seinen Beständen stark gefährdet, der atlantische angeblich noch extremer als der pazifische.
Für alle, die etwas tiefer in den Fischgründen nach Fälschungsmethoden angeln möchten, empfiehlt der kompottsurfer einen alten, aber immer noch frischen Beitrag von Ulrich Pollmer via Deutschlandradio.
Und was essen wir nun Karfreitag? Nun ja, Pangasius schon mal nicht. Ein Veggie Day könnte das Problem lösen ;-).
Espressomaschinen: Die Gefahr aus dem Siebträger. Bundesinstitut für Risikobewertung mauert.
Da kommt der kompottsurfer ausgerechnet zwei Tage nach Silvester mit Blei. Aber das Blei ergießt sich nicht bedeutungsschwanger in amorphe Formen, es tropft in unsere Espressotassen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat Erkenntnisse gewonnen, die Kaffeeliebhabern nicht schmecken werden. Einige Siebträgermaschinen, so das Institut, können überhöhte Mengen Blei freisetzen, nachdem sie entkalkt worden seien.
Was nun alle Verbraucher erwarten, ist eine Liste der Geräte, bei denen das unter Umständen extrem gesundheitsgefährdende Schwermetall freigesetzt wird. Aber das Bundesinstitut für Risikobewertung hält sich bedeckt: „Eine Veröffentlichung der Produkt- und Herstellernamen ist nicht vorgesehen. Die Untersuchungen des BfR fanden im Rahmen eines Forschungsprojektes statt. Aufgrund der geringen Probenzahl sind die Daten nicht repräsentativ … .“
Die Begründung ist schon erstaunlich. Einerseits werden die Untersuchungsergebnisse veröffentlicht, aber die Bekanntgabe weitere Details dann mit Bezug auf die nicht repräsentative Datenlage verweigert. Leute, so geht das nicht. Wenn ihr schon veröffentlicht, dann bitte vollständig. Man stelle sich vor, die Beprobung eines Rohmilchkäses eines bestimmten Herstellers ergäbe den Hinweis auf Listerienbefall. Da würde nicht nur der Firmenname binnen kürzester Zeit veröffentlicht, sondern auch eine Verzehrwarnung herausgegeben. Zu Recht! Unabhängig davon, ob das Institut Zweifel an ihren eigenen Ergebnissen hat – in einem Fall wie diesem, wäre es nötig, der Sache auf den Grund zu gehen und nicht nur darauf hinzuweisen, die Maschine nach dem Entkalken mehrmals mit klaren Wasser durchzuspülen, was ja ohnehin selbstverständlich sein sollte.
Blei ist ein übles Zeug, und wenn es sich bei einigen Maschinen aus unerfindlichen Gründen durch Entkalkung löst, ist das wahrlich keine Angelegenheit mehr, die man herunterspielen darf.
Wurde die Wahrheit über EHEC vertuscht?
„Die Bundesregierung hat die Bevölkerung beim weltweit größten EHEC-Ausbruch im Frühjahr 2011 bewusst getäuscht.“ Diese drastische Formulierung wählten die Verantwortlichen von foodwatch nach Auswertung der Akten. Man könnte das jetzt für medienwirksame Übertreibung halten, allerdings soll das zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt haben, dass die Ursachen der Epidemie, an deren Folgen in Deutschland 53 Menschen starben, weitgehend ungeklärt sind. Mindestens 87 Prozent aller gemeldeten EHEC-Fälle sollen ohne Klärung der Ansteckungsursache zu den Akten gelegt worden sein.
Der kompottsurfer hatte seinerzeit umfänglich über die EHEC-Geschehnisse berichtet. Und es war damals schon abzusehen, dass die Klärung der Ursachen kompliziert werden würde. Wenn aber nun das stimmt, was foodwatch behauptet, nämlich dass die Verlautbarung der Bundesregierung „Bockshornkleesamen aus Ägypten sowie Sprossen und Keimlinge, die daraus gezogen wurden, waren für den Ausbruch verantwortlich“ wider besseres Wissen herausgegeben wurde, dann ist das ein handfester Skandal. So soll eine Gesamtliste mit allen 3.842 EHEC-Erkrankungen, die Verbindungen zu dem Sprossenbetrieb aufzeigen, nie existiert haben. Wie foodwatch mitteilt, soll das RKI bereits eingestanden haben, lediglich 500 Fälle seien untersucht und aufgelistet worden.
Was können wir daraus schließen? Beruhigungspillen sind anscheinend wichtiger als Aufklärungsarbeit. Die nächste Lebensmittelverseuchung wird kommen, und dann fliegt den Verantwortlichen vielleicht das unzureichende EHEC-Krisenmanagement um die Ohren.