
Und da ist sie wieder, die neue Jahresliste mit den angeblich besten 50 Restaurants der Welt. Früher als S.Pellegrino-Liste bekannt, sind heute weitere Sponsoren im Boot. So können prima zusätzliche Bestenlisten in Unterkategorien generiert werden. Wie der beste Aufsteiger oder der beste weibliche Küchenchef. Merkwürdig, dass es keine gesonderte Kategorie für den besten männlichen Küchenchef gibt. Entweder, wie im Sport, komplett getrennte Wertungen, oder alles in einem Pott. Aber nicht so eine vergurkte, abwertende Sonderkategorie. Aber das Thema hatten wir ja schon mal. Nur geändert hat sich leider nix.
Deutsche unter den Top 50? Ja, Platz 47 und 48 mit Joachim Wissler und Tim Raue. Letztes Jahr belegten sie die Plätze 34 und 35. Ganz ehrlich, so ein deutsches Doppel im zweiten Jahr hintereinander darf man durchaus gewürfelt finden. Oder gar designt. Ach, vergessen wir das. Wissler war 2013 mal auf Platz 10, dann 2014 auf Platz 12, wenn ich’s recht erinnere. Warum dieser Absturz? Kocht er jetzt schlechter als vor fünf Jahren? Sicher nicht. Aber der aktuelle Hype um die Andenküche aus Peru, Chile und Argentinien, der den skandinavischen Hype ablöste, der wiederum auf den spanischen Hype folgte, drückt viele andere Spitzenköche an den Rand. Ginge es nach Michelinsternen, genauer gesagt nach der Anzahl der 3-Sterne-Restaurants, müsste Japan klar dominieren, Frankreich, USA und Deutschland folgen. Hier aber steht nur ein japanisches Restaurant unter den ersten 40, warum auch immer.
Wer die gesamte Liste einsehen will, schaut hier. Ganz oben steht die Küche des Schweizers Daniel Humm, die er zusammen mit Dmitri Magi im New Yorker Eleven Madison Park zelebriert. Das Restaurant wird allerdings in diesem Sommer für drei Monate geschlossen und eröffnet dann, neu gestaltet, im September. Auf Platz 2 und 3 der Liste folgen Massimo Botturas Osteria Francescana in Modena und das El Cellar can Roca der drei Gebrüder Roca in Girona.
Braucht es solche Bestenlisten wirklich? Der kompottsurfer hält sie für überholt, zumindest was ein explizites Durchplatzieren der Restaurants angeht. Die besten 100 der Welt täten es auch. Aber dann dürfte das Geschäft mit der Liste vermutlich nicht mehr so einträglich sein. Was man den Verantwortlichen für das Zustandekommen des Rankings aber unbedingt zugute halten muss: Sie lenken medienwirksam den Blick auf neue, spannende Küchen, auch abseits der alten kulinarischen Metropolen. Und das wirkt befruchtend.