Bis dass der Fernseher kocht. Die neuen Serien im Herbst

Unfassbar, wie viele neue Kochsendungen die Sender zum Herbst wieder ins Programm hieven. Der kompottsurfer stellt die Sendungen mit den größten Werbetrommeln vor.
Deutschlands Meisterkoch (SAT 1, Sendestart 27.8.2010): Eine Talentshow für Hobbyköche, die als künftige Starköche entdeckt und um 100.000 Euro reicher werden wollen. So armselig man DSDS und Germanys Next Topmodel auch finden mag, immerhin kann da der Zuschauer die elementare beruflichen Vorzüge der Kandidaten, nämlich Trällerfähigkeit oder Aussehen, wenigstens einigermaßen nachvollziehen. Da aber das Geruchs- und Geschmacksfernsehen noch keine Verbreitung gefunden hat, ist Deutschlands Meisterkoch, als Mischung aus Dschungelcamp und Germanys Next Topmodel, vollkommen am Thema vorbei konzipiert. In der Jury sitzen Tim Raue, Nelson Müller und Thomas Jaumann. Der kompottsurfer meint: Unterhaltungswert könnte durch Einsatz von Dieter Bohlen deutlich steigen. Der kennt sich ja auch gut mit Essen aus „Mann, is das ’ne Wurst.“
Rachs Restaurantschule (RTL, Sendestart 30.8.2010): Ich mag ihn ja irgendwie, den Raab, ähem, Rach. Auch wenn er mich als Rach, der Restauranttester mit seiner unfassbaren Händeschüttelitis zeitweilig ganz rappelig gemacht hat. Immerhin bekam der Zuschauer dort einige wirklich erschreckende Beispiele deutscher Gastronomiewirklichkeit vor Augen geführt. Nun macht er eine Restaurantschule auf. Das kennen wir von Jamie Oliver (Jamies Kitchen, 2002), der in seinem Ausbildungsrestaurant Fifteen Problemjugendliche wieder in die richtige Spur brachte. Ich habe tatsächlich alle Folgen gesehen. Hatte drive – nur mit Kochen nicht wirklich viel zu tun. Mit nahezu baugleichem Konzept, geht nun auch Christian Rach vor und bildet Jugendliche in Küche und Service aus. Das Restaurant, das nach Renovierung und Einarbeitung der jungen Brigaden eröffnet werden wird, soll Slowman heißen, und natürlich bekommt der Zuschauer beim Blick hinter die Kulissen auch Einblick ins dramatische Seelenleben der Jugendlichen. Ja, wir wollen grinsende halbe Hemden flennen sehn. Dass die Kopie allerdings emotionaler und authentischer als das Original werden könnte, kann ich mir nicht vorstellen. Gegen Jamie kann nun mal kaum einer anstinken.
Die Topfgeldjäger (ZDF, wochentäglich 15.05 Uhr) Frauen kochen gegen Männer. Die Sendung wurde im kompottsurfer schon vorgestellt. Erste Folgen sind schon durch. Ein Programm fürs Bildungsbürgertum, das an der informellen Ratekomponente der Sendung „Wie hießen die meisten Kühe 2009 in Deutschland?“ seinen Spaß haben dürfte. Multiple choice, versteht sich. Die Sendung mit Steffen Henssler und dem von mir als Koch sehr geschätzten Frank Rosin ist im Nachmittagsprogramm gut aufgehoben. Und da fast konkurrenzlos.
Ich finde aber, die Fernsehköche sollten mal gegeneinander antreten. So eine Show will ich sehen. Und zwar ein bisschen Schlag-den-Raab-mäßig. Die Engländer sind uns da um Lichtjahre voraus, die Köche lustig und verdammt selbstironisch. Mit Jamie Oliver, Gordon Ramsay und Heston Blumenthal. Guckst du hier.

Der Vorkoster im WDR: Fernsehköche können auch hintergründig – wenn sie dürfen

Björn Freitag als DER VORKOSTER im WDR-Fernsehen

Wie kürzlich im kompottsurfer erwähnt, flimmert derzeit Björn Freitags Sendung Der Vorkoster im WDR-Fernsehen über den Bildschirm. Die Sendung hat wirklich Nährwert, wie der kompottsurfer erfreut feststellen durfte. Da kann man mal sehen, welchen Beitrag Spitzenköche auch zum Wissen um die Ernährung im Alltag leisten können, wenn man sie nicht nur vorkochen, Restaurants retten oder Hobbyköche jurieren lässt.
In der Mediathek des WDR sind in Kürze alle Sendungen zu sehen (Teil 1 bereits verfügbar, siehe unten). Der kompottsurfer fänd’s prima, wenn Björn Freitags Sendung eine Fortsetzung über die angesetzten drei Sendungen hinaus fände.
Folge 1: Schweinefleisch im Einkaufs-, Geschmacks- und Labortest

Der Dorstener Dreh: Jetzt auch Björn Freitag mit neuer Sendung

Björn Freitag ist: Der Vorkoster

Nach Frank Rosin (Topfgeldjäger im ZDF) startet jetzt auch der andere Dorstener Sternekoch, Björn Freitag (Goldener Anker), mit einer neuen Sendung in den Fernsehsommer. In dem Dreiteiler Der Vorkoster (WDR, ab 5. Juli) geht Björn für einen Fernsehkoch überraschend investigativen Fragestellungen nach. Zum Beispiel, wie Fleischproduktion in Deutschland heute aussieht und welche Zusatzstoffe in Fertiggerichten verbaut sein können. Ihn für diese Sendereihe zu gewinnen, war nicht schwer: „Essen ist meine Passion, und deswegen finde ich diese neue Aufgabe so spannend. Ich will allerdings kein Spielverderber sein, sondern vertrete die Verbraucher, die gerne gut essen.“
Die Termine im Einzelnen:
05.07.2010 (Folge 1 – Schweinefleisch)
12.07.2010 (Folge 2 – Nudeln und Nudel-Fertiggerichte)
09.07.2010 (Folge 3 – Fisch)

TV-Köche unter Druck: Werbung für zweifelhafte Produkte

Zwischen Sein und Schein, pardon Scheinen, liegt manchmal nur ein Stück signiertes Papier, auch Vertrag genannt. Darin verpflichtet sich ein prominenter Koch, für Produkt XY gegen Zahlung einiger Euro-Scheine Werbung zu machen. Als so genannte Testimonials, wie es im Werbersprech heißt, preisen Köche wie Schuhbeck, Lichter, Baudrexel und Co. Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie an. Dem haftet aus Sicht des Kompottsurfers zunächst nichts Verwerfliches, sondern höchstens ein unangenehmer Beigeschmack an (wie an dieser Stelle kürzlich berichtet und teils bitterböse kommentiert).
Heikel wird es aber, wenn die unterstützten Produkte nicht mehr problemlos mit der in ihren Shows öffentlich eingenommenen Grundhaltung der Fernsehköche in Einklang zu bringen sind. Wie im Fall Alfons Schuhbeck, der die so genannte Escoffier Duett Creme Champignonsuppe anpreist, die der Hersteller recht unglücklich als 2-Komponenten-Suppe beschreibt, womit er den Gedankensprung zum Zweikomponentenkleber als nicht gekennzeichneten, ideellen Zusatzstoff gleich mitliefert. Als Suppenpatron handelte sich Schuhbeck gar eine höchst unerfreuliche Nominierung für den Goldenen Windbeutel ein. Der Kompottsurfer berichtete im letzten Sommer auch mal über eine von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann gepriesene Suppe, die ebenfalls das Zeug für eine Nominierung gehabt hätte (hier und hier).
Neben Schuhbeck, Baudrexel (Rama Cremefine) und Horst Lichter (Maggi Gewürzmischung) ist auch der von mir geschätzte Sternekoch Alexander Herrmann in den Fokus der Kritik geraten, und zwar, weil er – als bekannter Verfechter von höchstselbst und vollkommen natürlich hergestelltem Gemüsebrühpulver – für Knorr Bouillon Pur wirbt, die es auch als Rinderbrühe gibt. Genau diese Rinderbrühe sei aber problematisch, weil sie Hefeextrakt, Xanthan und Johannisbrotkernmehl enthalte, behaupten die Kritiker von foodwatch. Da ich bekannter Maßen kein Problem mit Hefeextrakt, Xanthan und Johannisbrotkernmehl habe, kann ich die Empörung in diesem Fall allerdings nicht nachvollziehen.

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